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15 Neue therapeuttische Möglichkeiten der VM2G – Vojtova metodika 2.generace

15 Neue therapeuttische Möglichkeiten der VM2G

Der therapeutische Ansatz der VM2G bei Durchführung der Reflexstimulierung hat einen wesentlichen Fortschritt gemacht. Dank der technischen Mittel, die im Rahmen der VM2G-Therapie eingesetzt werden, erlangte die eigentliche „Technologie der Reflexstimulierung“ neue Attribute und deckte eine Reihe neuer Eigenschaften der Vojta-Methodik auf. Die aufgedeckten neuen therapeutischen Möglichkeiten der VM2G erweisen sich bereits lange Jahre als außerordentlich wirksam bei allen Patienten, seien es Kinder oder Erwachsene.

Einen grundsätzlichen Fortschritt verzeichnete das Auslösen der eigentlichen therapeutischen Reflexlokomotion. Im Rahmen der VM2G läuft der Reflex im Modus Ein – Aus.

VM2G startet nur das physiologische Bewegungsprogramm ohne Gefahr der Auslösung des pathologischen Ersatzprogrammes. Dank dieser Eigenschaften ist die VM2G-Therapie sicher und man kann sie unter Supervision risikolos an die Eltern, an nahestehende Personen der Patienten oder an „Haustherapeuten“ delegieren.

VM2G ruft den therapeutischen Reflex praktisch bei allen Patienten hervor, ohne dass eine Auslösung schmerzhafter Empfindungen droht. Sie wird sehr gut vertragen und langzeitig toleriert.

VM2G ermöglicht die Regelung der therapeutischen Intensität der Stimulierung und somit eine deutliche Erhöhung der eigentlichen Wirksamkeit der Behandlung. Die Stimulierungsintensität kann erhöht oder gesenkt und die Therapie gezielt ausgerichtet werden.

Der eigentliche therapeutische Effekt der Behandlung ist langzeitig, und zwar auch bei Patienten, bei denen mit der Therapie erst im chronischen Stadium der Schwierigkeiten begonnen wurde.

Eine gut durchgeführte VM2G beugt Rückfällen vor und ermöglicht den Patienten eine wiederholte und langzeitige physische Belastung des Bewegungsapparates.

Die VM2G-Therapie kann man sofort nach Abklingen des akuten Zustandes einschl. Nachoperationszuständen einleiten.

Die VM2G Therapie erhöht deutlich den Komfort sowohl für Patienten als auch für Therapeuten.

Neue therapeutische Nutzung der VM2G

Die Durchführung der Therapie ist bei Patienten im Säuglingsalter mit zentraler Koordinierungsstörung möglich, die von einer motorischen Entwicklungsstörung bedroht sind, d. h., man wählt eine Vorgehensweise, die die Regelung der therapeutischen Intensität ohne Risiko der Entstehung einer pathologischen Entwicklung ermöglicht.

Man kann die Behandlung bei Patienten im Vorschulalter einsetzen.

VM2G kann man auch bei Kindern mit Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität oder leichten Gehirndysfunktionen einsetzen. Erfahrungen haben gezeigt, dass man die Therapie auch bei Kindern durchführen kann, die an Autismus-Spektrum-Störungen leiden.

Die langjährige therapeutische Praxis zeigt eine gute Verwendbarkeit der VM2G bei Patientinnen mit gynäkologischen Problemen, bei Schwangeren und bei Patientinnen mit urogynäkologischen Erkrankungen.

Gute VM2G-Ergebnisse mit ausgezeichneter therapeutischer Toleranz wurden bei psychiatrischen Patienten nach Abklingen akuter Zustände erreicht.

Eine weitere Gruppe, die problemlos eine VM2G-Behandlung erträgt, sind Patienten im Seniorenalter, und zwar sogar solche, die das 90. Lebensjahr überschritten haben.

VM2G bewährt sich auch im Rahmen der Sportmedizin nicht nur als Werkzeug für posttraumatische Physiotherapie, sondern auch als Mittel zur physischen Regeneration und als Hilfsmittel zur Verbesserung spezifischer sportlicher Fertigkeiten.

VM2G hilft auch Patienten mit neurodegenerativen Störungen, wie z. B. Sklerosis multiplex. Die Therapie hat sich als ein außerordentlich wirksames Werkzeug bei Patienten mit Entwicklungsdefekten des Skeletts bewährt, z. B. mit Skoliose, Brustkorbdeformitäten u. ä.

Einen sehr guten therapeutischen Dienst leistet VM2G bei Patienten in verschiedenen Stadien der Immobilität einschl. Komazuständen. Sie verbessert Atemfunktionen, normalisiert die Evakuation von Bronchialschleim und verbessert die Nahrungsaufnahme, Verdauung und Entleerung. Sie beugt der Entstehung und Entfaltung des Immobilisierungssyndroms vor.

Neue psychologische Einstellung im Rahmen der VM2G-Therapie

Bei der Therapie von Säuglingen wird ein psychologischer Ansatz verwendet, der die Spezifika der Kommunikation in diesem Zeitraum und Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie respektiert. Durch Einsatz technischer Hilfsmittel wird erheblich die Lageunsicherheit der Säuglinge gesenkt, die an sich schon zum psychischen Unbehagen des Kindes führt.

Technische Hilfsmittel erhöhen die Auslösung des Reflexes, sodass es genügt, wenn der eigentliche Stimulierungsdruck auf die Zonen niedrig ist. Dadurch eliminiert man das Risiko der Entstehung einer schmerzhaften Wahrnehmung beim Kind.

Die therapeutische Anleitung der Mütter von Säuglingen zielt auf gute Kommunikation mit dem Kind beim Üben ab. So beugt man der Entstehung eines negativen Erlebnisses und der folgenden Aversionsreaktion gegen die Therapie als solche vor.


Üben mit starker Reaktion


Üben mit starker Reaktion

Bewährt hat sich eine sorgfältig geplante und gewaltlose psychologische Einstellung zur Therapie von Kindern im Vorschulalter oder von Kindern mit Autismus- Spektrum-Störungen. Eine langsame Gewöhnung der Kinder an die Stimulierung mithilfe von Stimulierungsbällen zu Hause führt zu guten Ergebnissen. Die Kinder gewöhnen sich allmählich an die gesamte Situation, erleben eine Freiheit eigener Wahl und können die therapeutische Stimulierung jederzeit beenden. Dank dieser Erfahrung gewöhnen sie sich daran und hören auf, sich zu wehren, denn sie wissen, dass nichts geschieht, was gegen ihren Willen wäre.

Ein weiterer wichtiger Vorteil dieses Ansatzes ist die Tatsache, dass die Kinder die volle, intensive und konzentrierte Aufmerksamkeit ihrer Eltern genießen. Diese Erfahrung führt zur allmählichen Habituierung, und die Kinder unterwerfen sich gerne der Therapie – oft fordern sie selbst die Behandlung, damit ihnen ihre Eltern Aufmerksamkeit widmen.

Was erwachsene Patienten angeht, erweist sich die Möglichkeit der aktiven Beteiligung ihnen nahestehender Personen, meistens ihrer Familienangehörigen, an der VM2G-Therapie als bedeutsam. Sie sind nicht in der passiven Rolle der Empfänger der Expertenpflege, sondern können sich durch eigene Aktivität und die ihrer Verwandten an ihrer Genesung beteiligen. Gleichzeitig ist bei der VM2G-Therapie auch das Wissen um eine Möglichkeit zur Erlangung genügender physischer Widerstandsfähigkeit gegen zukünftige Belastung sehr motivierend.

Einsatz der VM2G bei Kindern im Neugeborenen- und Säuglingsalter

Psychologische Spezifika im Rahmen der VM2G bei Neugeborenen und Säuglingen

In der therapeutischen Beziehung, die im Rahmen der Vojta-Methodik entsteht, ist die eigentliche Stimulierung ein sehr starker Eingriff in das psychische Erleben des Kindes, denn der Therapeut berührt es physisch. Die Folge dieser Berührung ist für das Kind eine ganze Pléiade von Gefühlen, mit denen es bisher keine Erfahrung gehabt hat. Diese Gefühle hängen eng mit der Auslösung des globalen Reflexes, initiiert durch Stimulierung der Reflexzonen, zusammen. Folge ist das Auslösen sowohl tonischer als auch Bewegungsaktivität der Muskeln praktisch im ganzen Körper. Da diese Aktivität einen Reflexursprung hat und unabhängig vom Willen des Kindes ist, muss sie bei ihm am Anfang psychische Verwirrung hervorrufen.

Nach den beobachteten Reaktionen sind wir der Meinung, dass es am Anfang um Verwirrung und Verängstigung geht. In jeder solchen, mit Unsicherheit verbundenen Situation sucht das Kind (nicht nur im Neugeborenen- und Säuglingsalter) Erklärung und Hilfe bei seinen Eltern. In dieser Situation kann gute Zusammenarbeit zwischen dem Therapeut und den Eltern eine Schlüsselrolle spielen, denn gut belehrte Eltern sind imstande, ihrem Kind in dieser unsicheren und belastenden Situation beizustehen, es zu beruhigen und ihm zu versichern, dass ihm nichts Böses geschieht und dass alles wieder gut wird.

Dyadische Interaktion, non-verbale und verbale Kommunikation zwischen Eltern und dem von ihnen stimulierten Kind sollte immer zu einer schrittweisen Habituierung führen, damit das Kind lernt, die ihm bereits bekannte Erregung, die keine ernsthaften Folgen hat, zu ignorieren. Ziel ist es, dass die mit der Behandlung verbrachte Zeit zu einem Ritual und nicht zu einem notwendigen Übel wird.


Bestreben um psychischen Komfort des Kindes und der Mutter bei der Therapie

Wenn es gelingt, dass die Behandlung sowohl für das Kind als auch für die Eltern zum Ritual wird, in welchem sie sich intensive Aufmerksamkeit und physische Nähe schenken können, sinkt das Stress- und Belastungserlebnis auf beiden Seiten.

Womit kann man dazu beitragen, dass die Therapie zum Ritual wird? Voraussetzung ist das richtige Verständnis der Bedeutung, des Sinnes und des Zieles der Therapie, richtig erlernte Technik, die Fähigkeit, diese sicher durchzuführen, und die durch Stimulierung aufgerufenen Reaktionen zu kontrollieren sowie gute Aufteilung der Zeit und der Aktivitäten im Verlauf des Tages, um Zeitdruck vorzubeugen. Man darf nicht vergessen, dass mit Säuglingen die Behandlung viermal am Tag durchzuführen ist.

Eine sehr wirksame Prävention von Burn-out oder physischer Erschöpfung der Mutter, die am häufigsten mit dem Kind übt, ist die Einbindung einer dem Kind nahe stehenden Person, also des Vaters, der Großmutter u. ä. in den Behandlungsprozess, nach Möglichkeit regelmäßig. Man muss in Erwägung ziehen, dass die Therapie, um erfolgreich zu sein, oft viele Monate intensiver Stimulierung erfordert, die bei der Mutter, die diesbezüglich keinen Vertreter hat, nicht nur zur psychischer und physischer Erschöpfung, sondern auch zu Überlastungsstörungen wie Entzündungen der Ansätze der Extensoren der Hand, z. B. zum sog. Tennisarm, führen können.

Die eigentliche Therapie wird anfangs nur kurz durchgeführt, das Kind muss man in Pausen oft in die Arme nehmen und ihm „versichern“, dass alles in Ordnung ist und ihm nichts Böses geschieht.

Bei der eigentlichen Therapie muss man mit dem Kind Augenkontakt in entsprechender Entfernung knüpfen und halten, damit das Kind unser Gesicht fokussieren und wahrnehmen kann.

Während der gesamten Stimulierungszeit ist es sehr nützlich, die Aufmerksamkeit des Kindes durch Ansprechen zu fesseln; Kinderreime, Gedichte und vor allem Gesang sind sehr beliebt. Die von der Stimmenmelodik gefesselten Kinder passen sich viel schneller an und unterwerfen sich der eigentlichen Stimulierung.

Hinsichtlich des therapeutischen Ansatzes im Rahmen der VM2G-Therapie im Säuglingsalter muss man Erkenntnisse berücksichtigen, die die Entwicklungspsychologie der frühen Kindheit mit sich bringt. Der Therapeut muss aktiv und einfühlsam die Eltern zum Kennenlernen der Reaktion des Kindes führen und darf sich mit dem eigentlichen „Einsatz“ der therapeutischen Stimulierung nicht beeilen, solange er nicht überzeugt ist, dass die Eltern die für ihr Kind notwendige Vorgehensweise richtig verstanden haben. Rücksichtslose Arten der therapeutischen Intervention, wie man sie heute noch gelegentlich antrifft, sind völlig ungeeignet, was das eigentliche Ergebnis der Therapie als auch die Notwendigkeit angeht, die Eltern zur Zusammenarbeit zu gewinnen. Schon in den ersten Lebenswochen macht sich das Kind ein Bild von seiner Umgebung und sucht eine „angemessene und zweckmäßige“ Reaktion darauf. Die Zeit, die in den Anfängen der Therapie in die Kontaktanbahnung zwischen dem Therapeuten, den Eltern und dem Kind investiert wird, zahlt sich in Zukunft vielfach aus. Zur Minderung der Ängste der Eltern in den ersten Therapiephasen hat es sich bei uns bewährt, dass eine Kommunikation per E-Mail ermöglicht wurde, sodass die Eltern im Falle von Unsicherheit bei der Durchführung der Stimulierung oder bezüglich der Reaktionen Fragen stellen können. Schnelle Beantwortung von Fragen hilft ihnen bei Ratlosigkeit und mindert ihre Angst.


Illustration des intensiven Augenkontakts zwischen Mutter und Kind

Lernen und Langzeitgedächtnis im Säuglingsalter

Lange herrschte die Überzeugung vor, dass Kinder vor dem Erreichen eines Alters von 8 oder 9 Monaten nicht imstande sind, eine Information im Gedächtnis länger als einige Sekunden zu behalten – s. Jerome Kagan, 19891. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass dem nicht so ist. Aufgrund der Beobachtungen von David C. Rubin2 kann man davon ausgehen, dass die Umstände den ersten Zugangspunkt in Richtung Erkennung des Zielparameters bilden.

Die gesammelten Daten zeigen, dass kleine Säuglinge sich ganz genau daran erinnern, was sie gelernt haben und wo sie es gelernt haben, und dass sie das Gelernte nicht nur für einige Sekunden oder Minuten, wie man gemeinhin dachte, sondern ganze Tage oder Wochen im Gedächtnis behalten. Obwohl die Parameter der Art und Weise, wie sich Säuglinge an etwas erinnern, extrem spezifisch sind, erhöht sich die Anzahl der kontextbezogenen Informationen, die sich langsam in ihre Erinnerungen eingliedern, während der ersten 6 Monate. Man stellte fest, dass dreimonatige Säuglinge empfindsam für kontextbezogene Informationen sind, was der geläufig akzeptierten Meinung widerspricht, nach der der Hypocampus, in dem wahrscheinlich Informationen verarbeitet werden, die den Raum und die Disposition des Ortes betreffen, wo sich das Geschehen abspielt, vor dem Ende des ersten Lebensjahres nicht funktionsfähig ist (siehe auch Diamond A.)3

Der Säugling ist nicht nur ein Schüler, der sich auf automatische Art und Weise Verbindungen schafft, sondern auch ein leistungsfähiger Schüler, der imstande ist, sich langzeitig an das Gelernte zu erinnern. Er ist auch imstande, die erlangte Erkenntnis zu benutzen und kompliziertere Aufgaben zu lösen, die kognitive Operationen der Vorwegnahme und Antizipation erfordern. Obwohl er sehr abhängig von seiner Umgebung ist, ist der Säugling kein passiver, sondern ein sehr aktiver Schüler, wie die Mimik seines Gesichtes bei einer Tätigkeit oder Laute bezeugen, die er von sich gibt, wenn er im Falle der Bewältigung der Aufgabe zufrieden oder bei einem Misserfolg unzufrieden ist. Das erste Lernen spielt sich im Kontext der Wechselwirkung mit der Umgebung ab.

Für VM2G ergibt sich aus diesen Erkenntnissen die wichtige Tatsache, dass, wenn man bei Einprägung des „Therapie-Rituals“ ins Gedächtnis des Kindes nachhelfen will, man Bedingungen dafür schaffen muss, die sich nicht verändern werden. Der Ort, wo zu Hause die Therapie durchgeführt wird, sollte stabil sein; ebenso ist es sehr nützlich, wenn eine Zeitordnung geschaffen wird, nach der die Therapie angewandt wird. Sie muss gefühlvoll in den biologischen Rhythmus des Kindes eingegliedert werden.

Man muss auch berücksichtigen, dass die biologischen Rhythmen von Kindern individuell sind, und dass sich diese Rhythmen im Rahmen der Entwicklung des ersten Jahres verhältnismäßig schnell verändern. Es ist gut, sich diesen Veränderungen und Unterschieden anzupassen.

Diese Maßnahmen tragen auch zur Aneignung und Festigung neuer Bewegungsstereotypen und Automatismen im Gedächtnis des Kindes bei.

Kasuistik eines Patienten mit schwerer zentraler Koordinationsstörung und Muskelhypertonus

Illustration der Lösungsansätze
für Probleme eines sehr schweren „Starts ins Leben“.

Die Mutter des Patienten erinnert sich: „Matyášek kam in der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt und war nach vielen Problemen unser „ersehntes“ Kind. Er hatte unterentwickelte Lungen und starken Ikterus. Nichtsdestotrotz nahmen wir ihn nach 3 Wochen Intensivstation voller Freude mit nach Hause. Wie alle Kinder aus der Intensivstation hatte er bereits viele Untersuchungen hinter sich, einschl. einiger Untersuchungen durch den Neurologen. Alles schien in Ordnung zu sein. Ungefähr nach sechs Wochen habe ich bemerkt, dass er nicht gerade liegt, sondern sich dreht und den Kopf dabei nach hinten neigt. Am besten sah man dies im Kinderwagen. Nach einigen Tagen hatte ich das Gefühl, dass er es immer mehr macht, hatte aber keine Ahnung, was es bedeutet. Als ich dann wiederholt das Buch „Zärtliche Umarmung der Eltern“ las, habe ich dort ein Bild eines in Form des Buchstaben „C“ zusammengerollten Kindes gesehen, bei dem stand, dass solche Kinder nach der Vojta-Methodik üben.“

Der Patient, den seine Mutter in die Ordination brachte, gehörte zu denen, bei denen man bereits auf den ersten Blick erkennt, dass ihre zukünftige Entwicklung sehr unsicher ist. Neurologische Berichte aus der Entbindungsklinik und von einer ambulanten Untersuchung bestätigten diesen anfänglichen Eindruck. Der Patient kam vorzeitig in der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt. Beim Auswickeln zeigte sich, dass er sogar mit der Rückenlage große Schwierigkeiten hat, sein Kopf drehte sich in die Rückbeuge und sein lautes Weinen zeugte von seiner Unzufriedenheit. Seine Mutter hat während der gesamten Entwicklungszeit sehr präzise Aufzeichnungen und Fotos gemacht und Videos aufgenommen. Unter anderem notierte sie: „Erst am Ende des zweiten Monates habe ich bemerkt, dass er beginnt, sich zu drehen, und allmählich verschlechterte es sich.“ Und auch: „Das Schlafen verlief grundsätzlich infest eingewickeltem Zustand – je weniger Raum, desto besser“ (4. Monat).

„Er liegt auf dem Rücken immer etwas gedreht. Auf dem Bauch gefällt es ihm nicht, und er hebt nicht den Kopf. Kopf deutlich gewachsen.“

Eine weitere neurologische Untersuchung bestätigte die Befürchtungen der Mutter und diagnostizierte eine sehr schwere zentrale Koordinationsstörung mit Muskelhypertonie und übermäßigem Kopfwachstum. Die zu Hause durchgeführten Übungen waren sehr intensiv, vier- bis fünfmal täglich. Nach einigen Monaten bekam die Mutter eine Unterarmsehnenentzündung und musste mit einer Orthese an den Händen üben.

Problembeschreibung
(klinischer Befund)

Aus der vorigen Anamnese war nicht evident, dass es sich um eine ernsthafte Form einer zentralen Koordinationsstörung handeln konnte. Die erste Untersuchung, die wir im dritten Monat vornahmen, belegte jedoch klar, dass eine zentrale Koordinationsstörung in schwerer Form in Begleitung eines allgemein hohen Muskeltonus vorliegt. Das Kind liegt spontan auf dem Rücken im Opistotonus, bemüht sich, eine Stütze zu finden, wovon es primitive Reflexe abhalten. Spontane Beweglichkeit in der Bauchlage ist für das Kind völlig unakzeptabel, seine Arme bieten ihm keine Stütze, sein Kopf neigt sich in die Rückbeuge. Primitive Reflexe sind auslösbar und sehr lebhaft, vor allem der Umklammerungsreflex. Antworten in Lagetests waren alle abnormal. Der Kopf des Kindes ist vergrößert, was die anthropologische Messung bestätigt. Umgekehrt ist die trophische Entwicklung des Muskelvolumens der Gliedmaßen und des Rumpfes verspätet.

1 KAGAN, Jerome. Unstable Ideals.

2 RUBIN, C. David Understanding Autobiographical Memory. Cambridge University Press, 1986. ISBN-13: 9780521189330

3  DIAMOND, A. Rate of maturation of the hippocampus and the developmental progression of children’s performance on the delayed non-matching to sample and visual paired comparison tasks. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1990.

Qualifizierte Erklärung des Problems

Vorzeitig geborene Kinder sind in vielerlei Hinsicht bedroht, vor allem durch Beeinträchtigung der zukünftigen psychomotorischen Entwicklung. Obwohl der erste neurologische Bericht von der Entbindungsklinik den Zustand als normal beschreibt und auch die folgende Kontrolle keine größeren Abweichungen von der Norm findet, kann man aufgrund der Beobachtungen der Mutter, ihrer Aufzeichnungen, Fotos und Videos erkennen, dass die Entwicklung des Kindes nicht richtig verläuft.

Sie notierte: „Das Schlafen verlief grundsätzlich im fest gewickelten Zustand – je weniger Raum, desto besser“. Dies ist typisch für Kinder mit großer Lageunsicherheit. Man muss ihnen eine ähnliche lagegesicherte Umgebung schaffen, wie sie sie in der Zeit des intrauterinen Lebens hatten. Die Lageunsicherheit ist beim Einschlafen und im Schlaf Quelle von Unruhe, die Kinder schlafen schlecht ein und wachen oft auf – dies ist ein Zeichen sehr unreifer Motorikprogramme. Sie ermöglichen dem Kind nicht, eine Ruhelage einzunehmen, die automatisch abgesichert wäre, denn sie wird von der leichten Auslösbarkeit primitiver Reflexe gestört. Eine typische Äußerung des Kindes ist sein Bestreben, sich eine stabile Lage durch Kopfrückbeuge in den Opistotonus zu sichern. Dazu nutzt es primitive Nackenreflexe.

Aus Sicht der Entwicklungskinesiologie ist evident, dass die Entwicklung des Kindes nicht aus dem Neugeborenenstadium vorangeschritten ist, und dass die übermäßige Aufrufbarkeit primitiver Reflexe dem Fortschreiten der Entwicklung im Wege steht.

Die gestörte Steuerung der spontanen Motorik ermöglicht keine stabile Position in der Rückenlage, von der Bauchlage ganz zu schweigen. Diese mangelnde Reife der posturalen Automatik ist zugleich Quelle der psychischen Unruhe des Kindes, die sich als Weinen äußert, das man nur dadurch beruhigen kann, dass man dem Kind die Bedingungen der Lageabsicherung schafft – am besten in den Armen oder beim Schlafen durch Einbinden ins Wickeltuch.

Überdauernde Programme der primitiven Reflexologie behindern den Start der normalen Bewegungsentwicklung. Das Gehirn des Kindes „unter Vorherrschaft“ der primitiven Reflexologie beginnt sehr bald, für seine Entwicklung das Ersatzbewegungsprogramm einzusetzen, das in der Folge in pathologische Bewegungsstereotypen mündet. Somit kommt es zur Störung der grundlegenden Bewegungsstereotypen des Gehens, des Greifens, des Atmens und des orofazialen Bereiches. Infolgedessen wird sowohl die grobe als auch die feine Motorik der Beweglichkeit mit allen Konsequenzen für den Bewegungsapparat gestört.

Rechtzeitige und gut durchgeführte Diagnostik des Zustandes der Grundprogramme der Motorik, ausgehend von der Entwicklungskinesiologie, zeigt nicht nur den aktuellen Zustand des Kindes, sondern ermöglicht auch die richtige Ausrichtung der Therapie. Dieser Diagnostiktyp wird bei der Behandlung zur kontinuierlichen Diagnostik, die sehr präzise die Entwicklung der psychomotorischen Funktionen verfolgt und die Richtigkeit der gewählten therapeutischen Strategie bestätigt.

Der die Patienten im Säuglingsalter behandelnde Therapeut muss selbstverständlich auch ein sehr guter Diagnostiker sein. Die Therapie im Rahmen der VM2G zielt auf eine Normalisierung der Bewegungsentwicklung nach den Gesetzmäßigkeiten der Entwicklungskinesiologie ab, damit es in der Folge zum Ausschalten des Ersatzbewegungsprogrammes kommt und die Steuerung der Muskelkoordinierung nicht gestört wird, was den Einsatz von pathologischen Ersatzbewegungsstereotypen zur Folge hätte.

Im Verlauf der Therapie muss es primär zum „Abschalten“ des Ersatzprogramms der Motorik kommen, damit in der Folge das „Laden“ des physiologischen motorischen Programmes ermöglicht wird, wodurch die normale Entwicklung des Bewegungsapparates gestartet wird.

Illustration der Lösung

Nach 16,5 Monaten intensiven Übens viermal pro Tag wechselten wir zu Erhaltungsübungen, zweimal pro Tag eine Übung. Das aktuelle Problem waren die säbelförmigen Schienbeine. Nach weiteren vier Monaten war die Therapie zu Ende. Rückwirkend haben wir berechnet, dass fast zweitausend Übungen durchgeführt wurden, was eine außerordentlich ehrwürdige Leistung ist. Es kam zur vollständigen Normalisierung der Bewegungsentwicklung im 23. Lebensmonat des Patienten. Die Therapie dauerte insgesamt zwanzig Monate. Die Mutter des Patienten beschreibt den ganzen Kampf sehr gut in ihrem Tagebuch und belegt ihn mit einer Reihe von Fotos und Videos. Diese Unterlagen beschreiben den Verlauf der Bewegungsentwicklung des Patienten sehr komplex.

Erklärung der Lösung

Trotz des anfänglich ernsthaften Zustandes, der wiederholt von neurologischen Kontrollen bestätigt wurde, gelang es, den Patienten vor der Bedrohung der motorischen Entwicklung zu bewahren und zur völlig normalen Funktion des Bewegungsapparates in allen seinen Bestandteilen zu bringen. Man kann nicht vertuschen, dass die eigentliche Therapie außerordentlich anstrengend sowohl für die Eltern als auch für das Kind selbst war. Der zwanzig Monate dauernde therapeutische Prozess und fast zweitausend Übungen sprechen für sich. Dies alles forderte starken Willen, Disziplin und Selbstüberwindung. Dazu ist noch interessant, dass während dieser intensiven Therapie das Kind praktisch nicht krank im Sinne von Erkältungen, Atemwegsentzündungen oder Verdauungsschwierigkeiten war.

Die Durchführung der VM2G startete Reparaturprozesse im ZNS. In diesem Fall zielt die Stimulierungsaktivität auf Prozesse im ZNS, vor allem auf die Neurogenese, aber auch auf die Vorbeugung der Apoptose ab. Dank der Nutzung genetisch gegebener motorischer Programme kann man eine Stimulierung mit maximaler Wirksamkeit ohne Überlastungsrisiko durchführen. Dies spielt bei Kindern mit einer schweren zentralen Koordinationsstörung eine sehr wichtige Rolle.

Notizen der Mutter des Patienten

1. Monat

S. Bericht von der Entbindungsklinik

2. Monat

Erst am Ende des zweiten Monates bemerkte ich, dass er beginnt, sich zu drehen, und allmählich verschlechterte es sich.

3. Monat

Wir beginnen mit dem Üben. In der Neurologie waren wir 3 Wochen nach Aufnahme der Übungen. Der Zustand verbesserte sich schnell, und er lag nicht mehr so zusammengerollt. Fotos des nackten Matyášek wurden am Tag gemacht, als wir zu üben anfingen, um einen Vergleich zu haben. Das Schlafen verlief grundsätzlich in fest eingewickeltem Zustand – je weniger Raum, desto besser.

4. Monat

Immer noch liegt er etwas zusammengerollt und hebt in der Bauchlage den Kopf nicht. Die Bauchlage gefällt ihm nicht. Kopf deutlich gewachsen.

5. Monat

Anlässlich meiner akuten Gallenblasenoperation war Matyášek zweieinhalb Tage nur mit seinem Vater zu Hause und erhielt künstliche Ernährung. (Bis zu diesem Zeitpunkt und auch danach wieder in vollem Umfang gestillt.) Zwei Wochen übte er nur mit seinem Vater, der es aber gelernt hatte. Nichtsdestotrotz war Matyášek nicht daran gewöhnt, nur mit ihm zu üben. In dieser Zeit kam es zur Verschlechterung des Zustandes, wieder zeigten sich Reflexe, die wir vorher schon in Ordnung hatten. Wir waren in der Neurologie wegen Verdacht auf Hydrozephalus. Zum Ende des Monates begann er, die Beine in der Rückenlage zu heben.

6. Monat

In diesem Monat begann Matyášek mit dem „Pferdchenweiden“ (symmetrischer Ellbogenstütz) und beim Spielen begann er, in der Seitenlage zu liegen und die Beine in den Mund zu stecken.

7. Monat

Anfang dieses Monates begann er, sich in die Bauchlage zu drehen.

8. Monat

In dieser Zeit lag er auf dem Rücken bereits ganz gerade und eine Hemisphäre ließ nach, sodass nur mehr ein Beinchen gekrümmt war.

9. Monat

In diesem Monat begann er, sich in der Bauchlage hochzustemmen und zu kriechen. Detail der krummen Zehen. In diesem Monat hat er viel zugenommen, und vielleicht hat sich die Entwicklung auch deshalb sehr gebessert.

10. Monat

Schnelleres Kriechen und Beine siehe Foto.

11. Monat

Von Zeit zu Zeit gelangte er in die Stütze auf allen vieren. Er hatte jedoch zu gespreizte Beine und einen durchgebogenen Rücken.

12. Monat

Er sitzt nicht, krabbelt nicht, er kriecht nur. Er hat begonnen, auf niedrigere Flächen zu klettern.

13. Monat

In diesem Monat hat er viel zugenommen, und wohl auch deshalb kam es zu einem großen Fortschritt. Das erste Mal stand er auf, aber bisweilen mit einer riesigen Durchbiegung im Rücken (Harrison-Furche). Er begann mit dem Sitzen und Knien. Er kommt auf alle vier Gliedmaßen, aber immer noch mit Durchbiegung. Von Zeit zu Zeit hatte er auch die Beine beieinander.

14. Monat

Er kriecht immer noch. Zufällig haben wir festgestellt, dass er gut krabbeln kann, jedoch nur auf einem Hügel. Er steht bereits ohne Durchbiegung auf und beginnt, rund um die Möbel zu laufen. Im Sitzen, Knien und Stehen ist er sehr sicher. Er fällt überhaupt nicht hin.

15. Monat

Am Anfang des Monates beginnt er zu krabbeln. Er kriecht immer weniger. Die Beine hat er beim Krabbeln noch gespreizt und den Rücken durchgebogen. Wir haben ihm Schuhe anprobiert, aber sie gefielen ihm nicht, sodass er vom Sitzen in die Bauchlage ging.

16. Monat

Anfang des Monates macht er drei Schritte, und allmählich kommen weitere hinzu, sodass er am Ende des 16. Monates laufen kann.

17. Monat

Gehtraining. Feine Motorik phantastisch, s. Foto beim PC.

18. Monat

Verbesserung beim Laufen.

19. Monat

Nach 16,5 Monaten intensiven Übens gehen wir zu Erhaltungsübungen über. Nur zweimal täglich 1 Übung. Das aktuelle Problem sind die säbelförmigen Schienbeine.

20. Monat

Auf dem Stuhl sitzt er schön gerade. Das Fotografieren geht immer schlechter, das Objekt läuft vor dem Objektiv weg…

21. Monat

Die säbelförmigen Schienbeine haben sich ausgeglichen, sodass wir nur mehr einmal pro Tag eine Übung machen. Jetzt gibt es ein Problem mit krummen Achilles-Sehnen und abgesunkenen Fußgewölben.

22. Monat

Feine Motorik s. Foto mit Schraubenzieher, wo es ihm gelingt, eine kleine Schraube damit zu treffen. Er läuft gut, von Zeit zu Zeit dreht er die Fußspitzen nach innen, Unebenheiten machen ihm keine Probleme. Im Vergleich zu seinen Altersgenossen schafft er das Fahren auf dem pedallosen Dreirad und läuft etwas schlechter, aber sonst alles vergleichbar.

Gedanken der Mutter
des kleinen Matyášek

Matyášek kam in der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt und war unser „ersehntes“ Kind nach vielen Problemen. Er hatte unterentwickelte Lungen und starken Ikterus, nichtsdestotrotz brachten wir ihn nach 3 Wochen auf der Intensivstation mit großer Freude nach Hause. Wie alle Kinder aus der Intensivstation hatte er bereits viele Untersuchungen hinter sich, einschl. einiger Untersuchungen durch den Neurologen. Alles schien in Ordnung zu sein. Ungefähr nach sechs Wochen habe ich bemerkt, dass er nicht gerade liegt, sondern sich dreht und den Kopf dabei nach hinten neigt. Am besten sah man dies im Kinderwagen. Nach einigen Tagen hatte ich das Gefühl, dass er es immer häufiger macht, ich hatte aber keine Ahnung, was es bedeutet. Als ich dann wiederholt das Buch „Zärtliche Umarmung der Eltern“ las, sah ich dort ein Bild eines in Form des Buchstaben „C“ zusammengerollten Kindes gesehen, bei dem stand, dass solche Kinder die Vojta-Methode üben.

Da ich gewohnt war, zu handeln, wollte ich auf nichts warten und etwas tun. Es war ein Wochenende und bis Montag noch viel Zeit. Ich habe es mit einer Freundin besprochen, die mit ihrem Sohn nach der Vojta-Methodik übt, und bekam von ihr den Kontakt zu Mgr. Krucký. Gleich am Montag habe ich Mrg. Krucký angerufen und uns zu einer Konsultation am Freitag bestellt. Noch am selben Tag ging ich zur Kinderärztin für eine Überweisung. Es war gerade ein vertretender Arzt da, der bestätigte, dass sich unser Sohn sehr zusammenrollt. Er schrieb die Überweisung, mehr haben wir nicht besprochen. Es kam der Tag und wir fuhren zur Konsultation, die schlimmer ausfiel als erwartet. Unser zweimonatiger Sohn ist auf dem Niveau eines Neugeborenen. Es war ein Schlag aus heiterem Himmel. Ich weinte während der ganzen Heimreise und auch am ganzen Wochenende. Mein Mann half mir, damit fertigzuwerden und den Optimismus wiederzufinden. Wenn ich es heutiger Sicht beurteile, ahnten wir damals überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Wir wollten einfach, dass unser Matyášek in Ordnung ist! Da ich gesundheitlich leider auch viel durchgemacht habe, hat es mich umso mehr erschreckt – mein Kind muss doch gesund sein! Und so haben wir mit Übungen nach der Vojta-Methodik angefangen. Zuerst mit einer Übung, viermal täglich. Von Anfang an nahmen wir es sehr ernst und übten regelmäßig, es gab keine Ausnahmen. Am Anfang habe ich mir gedacht, was wohl alle an der Vojta-Methodik haben, es ist doch einfach. Matyášek war sehr geschickt und schaffte es sehr tapfer, es machte ihm nichts aus und er weinte dabei nicht. Nach 3 Übungswochen kamen erste Fortschritte. Er rollte sich nicht mehr so sehr zusammen und lag auch gerade. Bei einer der nächsten Kontrollen hat uns Mgr. Krucký damit Freude gemacht, dass Matyášek sehr lange den Augenkontakt halten kann, sodass man sieht, dass er intelligent ist. Ich dachte, auch wenn er physisch behindert wäre, könnte man es noch hinnehmen. Hauptsache, dass er nicht mental behindert ist. Das ist er aber angeblich nicht und das ist super! Die Übungsfrequenz nahm zu und ich begann zu verstehen, dass die Vojta-Methodik nicht so einfach ist, wie es am Anfang aussah. Im Gegenteil, immer musste ich im Voraus überlegen, wie jeder Tag verläuft, damit wir es schaffen, viermal zu üben. Immer aufzupassen, das Matyášek nicht nach dem Essen übt, nicht müde ist, wann wir wohin gehen müssen, wie wir es schaffen und dies immer von neuem. Manchmal war das anstrengend, vor allem mit dem Besuch bei Ärzten in einer anderen Stadt. Die Kinderärztin hat uns zur neurologischen Untersuchung geschickt, als sie erfuhr, dass ich mir selbst einen Physiotherapeuten gesucht habe und dass wir nach der Vojta-Methodik üben. Nach meiner Mitteilung, dass Matyášek mit 2 Monaten auf dem Niveau eines Neugeborenen war, sagte sie, dass dies nicht wahr sei, dass mich der Physiotherapeut nur erschrecken will, denn „diese“ Kinder sehen anders aus… Auch die Ärztin in der Neurologie sagte, Matyášek sei im Prinzip gesund, obwohl ich sie darauf aufmerksam gemacht habe, dass er sich seit dem Übungsanfang sehr gebessert hat. Immer noch haben wir eigentlich nicht wirklich gewusst, was droht, und wenn uns jemand fragte, warum wir üben und was passieren würde, wenn wir sagten, dass er vielleicht einen krummen Rücken haben könnte, schlecht laufen würde und so weiter. Viele dachten, dass wir übertreiben, denn früher war das nicht so, ihren Kindern ging es gleich und so weiter. In der Familie unterstützte man uns (auch wenn mit der Zeit niemand zu uns während der Übungszeit kommen wollte). Und wenn schon jemand da war, ist z. B. Großvater regelmäßig wieder gegangen, weil er das „Quälen“ nicht mit ansehen konnte. Manchmal haben wir absolut in Ruhe geübt, aber mit der Zeit war es fast immer mit großem Geschrei und Weinen verbunden. Wir wohnen in einem Plattenbau, und ich habe mir oft gesagt, dass die Nachbarn jemanden vom Sozialamt zu uns schicken, weil Matyášeks Gebrüll einfach nicht das klassische Weinen eines Babys war. Matyášek verbesserte sich und seine Entwicklung nahm einen guten Start. Immer noch liebte er es, eingeengt zu sein. Je weniger Platz, desto besser. Wir fuhren alle zwei Wochen zur Kontrolle und freuten uns auf jede weitere, weil sich damit ja das Ende des Übens näherte. Anfangs hat uns Mgr. Krucký gesagt, dass die Kinder meistens um den 8. bis 9. Monat mit der Therapie enden. So haben mein Mann und ich uns das Ziel gesetzt, bis zum Frühjahr zu üben. Wir brauchten einfach ein absehbares Ende. Mit Matyášek übten wir immer beide, wozu ich sagen muss, dass es mir selbst sehr half, denn ich wusste, dass es nicht nur von mir abhängt. Mein Mann hat zwar zeitlich eine sehr anstrengende Arbeit, aber meistens übte er mit uns mindestens einmal täglich. Außerdem sind er und Matyášek sich durch das Üben viel näher gekommen. Der Kontakt beim Üben ist eng und das Singen und Erzählen gefiel unserem Sohn sehr. Solange ich mit Matyášek selber übte, machte mir das Gebrüll nicht so viel aus. Wenn jedoch mein Mann mit ihm übte, ging ich lieber in einen anderen Raum. Nach dem ersten durchgeweinten Wochenende am Anfang war ich dann aber sehr optimistisch und gestand mir keinen Misserfolg ein. Zwar war ich unfähig, Bücher über die Entwicklung von Babys zu lesen, denn ich wusste, dass Matyášek zurückgeblieben war, aber wozu musste ich wissen, dass er in dem und dem Alter dieses und jenes schaffen sollte. Mit 4 Monaten hob er immer noch nicht den Kopf, und die Bauchlage mochte er überhaupt nicht. Alles verlief, wie es verlaufen sollte, bis ich akut operiert werden musste. Die ersten zwei Tage habe ich Matýsek im Krankenhaus bei mir gehabt, aber nach der Operation war er schon zu Hause mit seinem Vater. Anstatt, wie bisher, voll gestillt zu werden, bekam unser 4 Monate alter Sohn auf einmal künstliche Nahrung, aber sie schafften es hervorragend. Nach 2,5 Tagen war ich aber wieder zu Hause und kehrte zum Stillen zurück. Außerdem begann er in dieser Zeit, die Stellung des symmetrischen Ellbogenstützes (sog. „Pferdchenweiden“) einzunehmen, und wir freuten uns auf die nächste Kontrolle bei der Rehabilitation, weil wir den Fortschritt zeigen wollten. Alles war jedoch anders und es kam ein weiterer Schlag – bei Matýsek war die Entwicklung stehengeblieben, hatte sich sogar noch verschlechtert, und die Neugeborenenreflexe kamen zurück. In der Bauchlage ging es nicht ums „Pferdchenweiden“, sondern er bog sich durch und die Situation war sehr ernst. Wieder wurde uns eine unverzügliche neurologische Untersuchung mit Verdacht auf ein sehr ernstes neurologisches Problem empfohlen. Wieder habe ich während des ganzen Weges nach Hause und am Wochenende geweint. Sofort setzte ich mich an den Rechner und fand die Diagnose, die uns drohte. Ich war bestürzt, aufgeschreckt und absolut unglücklich. Gleich am Montag lief ich zur Kinderärztin wegen einer Überweisung zur neurologischen Untersuchung. Nachdem ich ihr unser Problem beschrieben hatte, schimpfte sie im Prinzip mit mir, was das denn für Übungen seien und ob wir nicht zu einem Scharlatan gehen! Auch sie wollte Matyášek in der Bauchlage sehen. Sie lobte ihn für das „Pferdchenweiden“ und stellte uns, obgleich sie anderer Meinung war, die Überweisung aus. In der Neurologie war die Ärztin nicht begeistert vom Zustand unseres Sohnes. Sie gab zu, dass die Bauchlage schreckenerregend aussieht und dass dies nichts mit „Pferdchenweiden“ zu tun hat. Sie schickte uns zur sonographischen Untersuchung des Kopfes, da man andere Untersuchungen nur unter Narkose machen kann. Kurzum, einen Monat lang wurden unsere Nerven schrecklich strapaziert, aber zum Glück bestätigte sich die Diagnose nicht. Wenn ich so überlege, sehe ich es wirklich als Folge unserer vorübergehenden Trennung. In der Neurologie wollte man uns aber nicht sagen, wie es wirklich aussieht. Angeblich warte man bis zum ersten Geburtstag des Kindes, bevor man eine Diagnose stellen würde. Während der gesamten Zeit haben wir intensiv geübt, und am Anfang des 6. Monates hat Matyášek wirklich mit dem „Pferdchenweiden“ begonnen und die Bauchlage störte ihn nicht mehr. Was für eine Freude!! Ungefähr nach fünf Monaten intensiven Übens kam meine erste „Übungskrise“. Immer noch übten wir sorgfältig, aber ungefähr für eine Woche ließ ich Bälle und elastische Verbände (Pruban genannt) weg. Ich hatte eine absolute Abneigung dagegen, weil das Üben weniger Zeit in Anspruch nahm als das Anziehen. Es war uns klar, dass nach der Verschlechterung des Zustandes für uns das Üben nicht im Frühjahr enden würde, und so verschoben wir unser Ziel auf den Sommer. Bis dahin waren es sechs Monate, und sicher würde alles so sein, wie es sein soll, denn wir könnten ja wohl kaum im Sommer, während des Urlaubs üben… Matyášek begann also im 6. Monat mit dem „Pferdchenweiden“. Im siebten Monat begann er, sich von der Rücken- in die Bauchlage umzudrehen, und Anfang des 8. Monates begann er zu kriechen. Wir freuten uns über jeden Fortschritt, der uns die Kraft gab, weiter zu üben. Als Matyášek 8 Monate alt war, fragte ich Mgr. Krucký, ob man erkennen könne, ob Matýsek laufen würde. Da ich eine klare Antwort erwartete, war ich überrascht zu erfahren, dass man dies noch nicht erkennen kann. Zu dieser Zeit begann ich zu ahnen, dass es wahrscheinlich eine Gehirnlähmung ist, die wir versuchen, „wegzuüben“. Einerseits schockierte mich diese Antwort, gab mir aber die Entschlossenheit, weiter zu üben. Immer dachte ich, dass Kinder mit Lähmung schon mit deformierten Gliedmaßen zur Welt kommen. Denn eine Lähmung erkennt doch jeder! Nach Lektüre eines Artikels habe ich begriffen, dass dem nicht so ist. Die Gliedmaßen deformieren sich erst mit der Zeit, wenn gewisse Muskeln nicht eingesetzt werden. Unsere Übungen (nach dem Autor der Methodik als „Vojtieren“ bezeichnet) begannen, ungefähr ab dem 9. Monat auch physisch sehr anstrengend zu sein – Matyášek kämpfte mit uns und wollte sich aus der Haltung befreien. Ich bekam Sehnenschmerzen. Am Abend musste ich mir die Sehnen mit Heilcreme einfetten und zusammenschnüren, damit ich am nächsten Tag überhaupt noch üben konnte. Auch so taten mir die Übungen weh, und manchmal habe ich Tränen in den Augen gehabt, aber üben mussten wir. Ungefähr nach einem Monat besserte sich der Zustand, aber im Prinzip musste ich meine Hände bis zum Ende des Übens schonen, denn sie waren nicht in Ordnung. Der Sommer nahte, und uns war klar, dass wir unser Ziel wieder verschieben müssen. Als Matyášek 1 Jahr alt war, konnte er noch nicht sitzen, er kroch nur. Zwei Tage vor dem 1. Geburtstag fuhren wir wieder zur Rehabilitation, wo wir wahrscheinlich das beste Geschenk zu Matyášeks Geburtstag bekamen. Erst nach 10 Übungsmonaten haben wir erfahren, wie es um ihn stand: Tatsächlich drohte eine Gehirnlähmung mit Behinderung beider Beine und eines Armes. D. h., die Prognose sah schlecht aus. Matyášek würde teilbehindert sein! Aber die drohende Lähmung liegt hinter uns! Es überfiel uns eine absolute Euphorie, die einige Tage andauerte. Mir war, als ob ich schweben würde! Rückblickend überlegte ich, ob ich dies von Anfang an hätte wissen wollen oder nicht. Ich bevorzuge, die Realität zu kennen, sodass mich die Geheimnistuerei bei den neurologischen Kontrollen störte. Zum Glück haben wir wirklich von Anfang an die Übungen ernst genommen und übten so, wie wir sollten. Somit war es bei uns nicht wichtig, dass wir die Wahrheit nicht kannten – aber für viele Leute wäre dies ein Stein des Anstoßes und sie würden nicht ordentlich üben. Üben mussten wir auch weiterhin, auch wenn es nun eine eher eine Sache der „Kosmetik“ war. Es war Sommer und wir fuhren ins Wochenendhaus, in den Urlaub und machten Ausflüge. Auch weiterhin übten wir viermal täglich, manchmal war es anstrengend, aber wenn man will (und muss), geht es… Die speziell hergestellte Unterlage zum Üben in der Schieflage reiste mit uns durch einen Teil von Europa. Während des 13. und 14. Monates machte Matýsek große Fortschritte. Er begann zu sitzen und aufzustehen, aber immer noch kroch er nur. Am Anfang des 15. Monates überraschte er uns und krabbelte! Absolut unglaublich war das, und wir mussten wirklich lange darauf warten. Anfang des 16. Monates machte er drei selbstständige Schritte, nach einer Woche waren es bereits fünf und allmählich begann er, die Hand loszulassen, steht ohne Hilfe, und wir freuen uns darauf, dass er zu laufen beginnt. Das Ende des Übens ist jetzt so nahe.

Am Anfang des 17. Monates kommt ein absolut phantastisches Erlebnis – Matyášek beginnt zu laufen! Alle sind wir so begeistert und freuen uns und selbstverständlich denken wir auch ans Ende des Übens. Dies kommt jedoch nicht mit dem Laufen, denn es ist noch nicht alles so, wie es sein soll, und wir müssen es noch verbessern. Nach 13 Monaten intensiven Übuns entfällt die schlimmste Übung – auf dem Bauch. Das Üben ist auf einmal relativ ruhig und hauptsächlich schnell erledigt. Auch wenn ich zugeben muss, dass wieder ein paar „Übungskrisen“ kamen und dass ich gewisse Zeit ohne Bälle und elastische Verbände geübt habe. Matyášek ist nun 16 Monate alt, er mag das Anziehen des Übungsanzuges nicht und die Bälle holt er aus den Verbänden und wirft sie weg. Während der gesamten Übungszeit gab es jede Menge unangenehmer Momente und Launen. Von Zeit zu Zeit kam es zu Debatten mit meinem Mann, wer üben wird, lieber würden wir anderen ungeliebten Tätigkeiten nachgehen, als üben zu müssen. Oft hatte ich so wenig Lust zu üben, dass ich es sein ließ und während des Tages vor mir „herschob“, was mir die Laune verdarb. Oft wollte ich, dass Matyášek möglichst lange schläft, weil mich die Vorstellung, nach seinem Aufwachen üben zu müssen, deprimierte. Auch mein Mann explodierte einige Male beim Üben, dass er es nicht mehr machen will, weil Matyášek unhaltbar war, die Bälle wegwarf und wegen der elastischen Verbände wegrutschte. Die gesamte Rehabilitation war sehr anstrengend, aber Gott sei Dank dafür. Was hätten wir von einem übungsfreien Jahr, wenn unser Sohn dann nicht laufen könnte und sein ganzes Leben im Rollstuhl sitzen müsste? Wir sind für diese Methode, die das Leben unserer Kleinen wesentlich verbessern kann, zutiefst dankbar. Also warum sollten wir es für sie nicht tun! Gerade bei uns war maximaler Fortschritt und Verbesserung der Situation zu sehen, wo aus einem theoretisch behinderten Jungen ein gesunder Bub wird, der nach eigenem Willen läuft. Es kostet viel Kraft, Mut und Geduld, aber es zahlt sich sicher aus und ist die Mühe wert! Ein riesiges Dankeschön auch an unseren Physiotherapeuten Mgr. Krucký für die richtige Führung der Übungen, viele nützliche Ratschläge und Erkenntnisse und auch eine perfekte Einstellung zu unserem Sohn. Auch er hatte es lange Zeit schwer mit ihm, denn Matyášek begann, herzzerreißend zu weinen und weinte wirklich sehr, als er ihn sah, weil er wusste, was auf ihn zukommt. Mgr. Krucký musste sich verstecken, um am besten gar nicht zu sehen zu sein und Matyášek sich natürlicher verhält. Auch wenn wir verhältnismäßig lange die Videokamera mit zur Kontrolle brachten, um Matyášeks Fortschritte zu zeigen, denn in der Ordination zeigte er nichts. Weihnachten stand vor der Tür, und wir hofften sehr auf das beste Geschenk – das Ende der Rehabilitation. Dies sollte nicht geschehen. Wieder verschoben wir unser Ziel. Vielleicht nächsten Monat nach der nächsten Kontrolle. Einmal musste es doch endlich vorbei sein… Und fast gelang es – bei der nächsten Kontrolle, als er 18,5 Monate alt war, hörte das Üben mehr oder weniger auf. Wir mussten nicht mehr intensiv viermal täglich üben. Es genügte, nur zur Aufrechterhaltung des Zustands zweimal täglich eine Übung zu machen. Wer diese Übungen absolviert hat, wird verstehen, dass wir dies als Ende der Übungen ansahen. Bei Matyášek zeigte sich noch die Säbelform der Schienbeine, die sich erst mit dem Wachstum verbessern würde, deshalb diese Erhaltungsübungen. Zu Hause gab es dann eine Feier, weil es nach 16,5 Monaten intensiven Übens endlich soweit war. Auf einmal können wir den Tag mit allem Drum und Dran genießen, müssen nichts planen und schaffen alles ohne Probleme. In der Früh und am Abend dauert das Üben nur kurze Zeit. Wir sind begeistert. Nach einem Monat haben wir zwar wieder keine Lust mehr, zu üben, aber wir schaffen das und werden alles zum erfolgreichen Ende führen. Fortschritte sind sichtbar, also hoffentlich kommt der große Tag bald, und zwar mit allem, was dazugehört. Ich muss sagen, dass ich froh bin, dass wir am Anfang nicht ahnten, wie lange wir üben würden. Aufgrund meines Berufs konnte ich nicht anders und musste zusammenrechnen, wie oft wir ungefähr geübt haben. Und ich komme auf eine fürchterliche Zahl – 1 980 Mal! Das ist schon eine solide sportliche Leistung! Zwar sind wir noch nicht am Ende, aber diese „kleinen“ Übungen kann man doch gar mitrechnen.


Matyáš Koukal

Neue Einstellung zur Organisation der VM2G-Behandlung

Dank einer neuen Einstellung zur Organisation therapeutischer Interventionen wird VM2G sehr leicht zugänglich. Das Modell, laut dem die Mütter mit ihren Säuglingen unter Aufsicht von Therapeuten üben, wie es Dr. V. Vojta in den 1950er Jahren eingeführt hat, stieß anfangs auf wenig Verständnis. Die Ergebnisse zeigten, dass es praktisch das einzige funktionsfähige Modell für den Umgang mit Säuglingen ist, deren motorische Entwicklung bedroht ist.

Dieses Modell des Delegierens der praktischen therapeutischen Stimulierung an die den Patienten nahestehenden Personen unter regelmäßiger physiotherapeutischer Aufsicht zeigt sich im Rahmen der VM2G als außerordentlich tragfähig. Mittels einer derart organisierten praktischen Durchführung der VM2G lassen sich wesentlich mehr Patienten behandeln als physiotherapeutische Praxen mit konventioneller Einstellung bewältigen könnten. Gleichzeitig ist die tägliche Durchführung der Stimulierung über eine Dauer von vielen Monaten oder gar Jahren gewährleistet. Eine so intensive physiotherapeutische Pflege ist in gewöhnlichen Gesundheitseinrichtungen nicht denkbar.

Das Modell der therapeutischen Betreuung, das sich aus unserer Sicht bei Kinderpatienten mit bereits entfalteten Pathologien des Bewegungsapparates, besonders bei Kindern mit Kinderlähmung, bewährt hat, ist die Betreuung mithilfe von Haustherapeuten. Sehr oft ist es für die Eltern behinderter Kinder äußerst schwierig, regelmäßige häusliche Rehabilitation zu gewährleisten, denn auch die grundlegende Betreuung behinderter Kinder in der Familie ist so anstrengend, dass man meistens früher oder später vor der häuslichen Rehabilitation resigniert. Dies hat verhängnisvolle Folgen für die Entwicklung dieser Kinder und führt oft zu einer Einschränkung ihrer Mobilität.

Die Haustherapeuten haben eine Schulung absolviert und behandeln langzeitig vier bis fünf Patienten. Sie leisten die Betreuung im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses. Die Kinder werden zu Hause, in der Schule oder im Kindergarten, den sie besuchen, und während der Sommerferien auch in den Wochenendhäusern ihrer Großeltern betreut. Der Haustherapeut kommt mit seinen Patienten regelmäßig zur Supervision in die Ordination, wodurch kontinuierliche und allmählich intensiver werdende physiotherapeutische Betreuung gewährleistet wird. Für die Familien der behinderten Kinder ist eine solche Dienstleistung äußerst wertvoll.

Die Haustherapie steht als Dienstleistung auch erwachsenen Patienten zur Verfügung, die aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeit haben, mit den ihnen nahe stehenden Personen regelmäßig zu Hause zu üben. Für uns bewährt hat sich die Nutzung von Videoübertragungstechnik, um damit die Behandlungen mit Haustherapeuten aufzuzeichnen und die Aufnahmen auf dem Server abzuspeichern. Dies ermöglicht eine Fernkontrolle der Qualität, der Durchführung und der Reflexantwort bei der Therapie.

Haustherapeut bei der Supervisionskontrolle in der Ordination.


Videos – Beispiele der Therapie


Videos – Beispiele der Therapie

VM2G – Behandlung von Kindern, denen eine ZKS (zentrale Koordinationsstörung) droht

Während der zehn Jahre, die ich mich der VM2G widme (seit 2006), waren in meiner Ordination mehr als hundert Säuglinge, die mit Verdacht einer motorischen Entwicklungsstörung, also ZKS, zu mir kamen. Die Entwicklung der meisten davon ist sehr gut in Videos dokumentiert.

Die Ergebnisse bei zwei Säuglingen sind im Vergleich zu den Übrigen ungewöhnlich. Einer von ihnen litt an einem seltenen genetischen metabolischen Defekt und sein Zustand war praktisch vegetativ. Beim zweiten kam es bei der Geburt zur Asphyxie, und er wurde ungefähr nach zehn Minuten ohne Sauerstoff wiederbelebt. Eine magnetische Resonanzuntersuchung ergab, dass große Teile der Hirnrinde abgestorben waren. Trotzdem hat bei beiden die VM2G- Therapie der Entstehung pathologischer Veränderungen am Bewegungsapparat im Sinne spastischer Deformation von Muskeln, Verkürzung von Sehnen, Einsenkung des Brustkorbes und eines funktionsmäßigen Ausfalles des Zwerchfells vorgebeugt. Dadurch ist die Betreuung dieser behinderten Kinder deutlich einfacher.

Bei den übrigen Kindern handelte es sich um das gesamte Spektrum aller ZKS-Stufen. Nach den von Dr. Vojta veröffentlichten Voraussetzungen (1991)1 ist es gelungen, die Kinder mit sehr leichter und leichter ZKS zur normalen psychomotorischen Entwicklung zu bringen.

Bei mittelschwerer ZKS geht man bereits davon aus, dass die Entwicklung eines derart bedrohten Kindes von einigen motorischen Problemen begleitet wird. Außerdem gesellen sich oft zu solchen motorischen Störungen Defekte im Sinne leichter Gehirndysfunktionen, Störungen der Konzentrationsfähigkeit und in der Folge auch Störungen in Form eines breiten Spektrums spezifischer Lernprobleme (Dyslexie, Dysgraphie, Dyskalkulie u. ä.).

Bei Kindern, die an schwerer ZKS leiden, wird meistens angenommen, dass ihre Entwicklung in eine der Kinderlähmungsformen mündet, was durch langjährige Praxis belegt ist. Mit der Vojta-Methodik ist es meistens gelungen, den Behinderungsgrad zu senken, also statt Quadruparese hat sich die Entwicklung der Motorik auf dem Niveau einer Diparese stabilisiert.

Prognose, Diagnostik und Therapie von Kindern, deren motorische Entwicklung aufgrund einer ZKS bedroht ist, und die Lösung solcher Fälle aus Sicht der VM2G

Dr. Vojta (1991) postulierte, dass man bei Kindern mit schwerer ZKS in den meisten Fällen erwarten kann, dass ihre Entwicklung in eine der Kinderlähmungsformen mündet, was auch die langzeitige Praxis belegt hat.

Unsere Erfahrung zeigte jedoch, dass es gelingen kann, Kinder, die die VM2G-Therapie absolviert haben, ohne Rücksicht auf die Schwere der ZKS-Bedrohung, zu einer völlig normalen Bewegungsentwicklung zurückzubringen, also zum normalen bipedalen Laufen.

Die Therapie von Kindern, die an schwersten ZKS litten, war selbstverständlich am kompliziertesten und am längsten, aber ihre Erfolgsrate widerlegt alle Zweifel.

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  VOJTA, Václav. Vojtův princip (Vojta-Prinzip). Praha: Grada, 1995 ISBN 80-7169-004-X