Drei Typen von Halswirbelsäulenunterlagen
Für die Patienten ist es sehr wichtig, dass bei der VM2G- Therapie optimale Bedingungen gegeben sind. Zum Unterlegen des Kopfes in Rücken- und Seitenlage haben sich Unterlagen verschiedener Dicke bewährt, damit die Halswirbelsäule nicht in einer Reklinations- oder Lateroflexstellung ist. Auch Festigkeit und Flexibilität der Unterlage sind wichtig.
Zwei Typen aufblasbarer Activa – Disks
Zum Unterlegen und gleichzeitig zur Labilisierung des Beckens hat sich der Einsatz fester und flexibler Scheiben gut bewährt. Durch ihr Einlegen unter das Becken, den Arm oder das Bein des Patienten in Rücken-, Seiten- oder Bauchlage fördert man einerseits die Aktivierung des Reflexes (z. B. durch Unterstützung der Beckenflexion in der Rückenlage), aber gleichzeitig dient die Scheibe zur Labilisierung von Stützpunkten und verstärkt somit deutlich den Reflexverlauf.
Abbildung beider Typen von Stützunterlagen unter den Arm
Stützunterlagen unter den Arm ermöglichen das Abstützen der hinterkopfseitigen Extremität bei einem Patienten in Rückenlage. Somit beugt man einer Hyperextension des Armes und Schmerzen im Schultergelenk vor und ermöglicht komfortables und sicheres Abstützen des hinterkopfseitigen Armes in physiologischer Lage. Die Unterlage ermöglicht, dass man sich mit der Hand in schrägen oder Torsionsstimulationslagen heranziehen kann. Die Unterlage hat sich in zwei Größen bewährt, für Patienten im Kindes- und Erwachsenenalter.
Verschiedene Typen elastischer Verbände
Elastische Schlauchverbände verschiedener Breiten haben sich zur Befestigung der Stimulationsbälle am Körper des Patienten bewährt. Entsprechend der Rumpf- und Gliedmaßenbreite werden für die Brustkörbe erwachsener Patienten drei (z. B. bei Säuglingsgliedmaßen) bis zwölf Zentimeter breite Verbände gewählt. Sie sind elastisch genug, um durch Druck die Reflexstimulation an aktiven Zonen auszulösen.
Rutschsichere Unterlagen
Bei der Behandlung von Säuglingen, größeren Kindern und erwachsenen Patienten haben sich rutschsichere Unterlagen sehr gut bewährt. Sie verhindern unerwünschte Gleitbewegungen des Körpers und der Gliedmaßen, die sich bei der Reflexstimulation auf die Unterlage stützen und erhöhen somit deutlich die Adhäsion der Stützpunkte und die Wirkung des Reflexes. Gleichzeitig werden rutschsichere Unterlagen bei der Therapie von Säuglingen eingesetzt, wo sie übermäßigen Reflexbewegungen der Gliedmaßen vorbeugen.
Elastische Übungsbänder
Elastische Übungsbänder werden bei der VM2G-Therapie als Hilfsmittel zum Abbremsen der Reflexbewegung der Gliedmaßen eingesetzt. Die erhalten dadurch Stützpunkte, die gleichzeitig flexibel und unstabil sind, was die eigentliche Reflexstimulation verstärkt.
Unterlegkeilse
Der Unterlegkeil vereinfacht die Auslösung der Reflexsimulation vor allem bei Patienten mit Funktionsstörung der Lendenwirbelsäule. Durch Unterlegung des Beckens mit einem Keil werden Schmerzen in diesem Wirbelsäulenbereich eliminiert. Den Keil kann man auch zum Unterlegen des Brustkorbes in schrägen und Torsionsübungslagen verwenden.
Unterlage mit Ausschnitt für eine Scheibe
Die Unterlage mit Ausschnitt für eine Scheibe bewährte sich zur allmählichen Erhöhung der Intensität der Reflexstimulierung, vor allem in der Rückenlage. Sie ermöglicht, dass sich Kopf, Brustkorb und Becken in einer Ebene befinden, wobei das gesamte Becken gleichzeitig mit einer Scheibe unterlegt ist. Dadurch werden Kopf und Brustkorb stabil gestützt und das Becken komplett labilisiert. Durch seitliches Verschieben der Scheibe hin zum Ausschnitt erzielt man eine schräge Stützlage für das Becken, sodass gleichzeitig eine labile Fläche entsteht. Die Unterlage ermöglicht die Durchführung der Reflexstimulation bei längs- und quergeneigter Liege und wirkt gleichzeitig auch auf den Torsionsmechanismus der Muskelschlingen des Körpers.
Therapeutischer Anzug
zur VM2G-Reflexstimulation
Der Einsatz dieses Anzuges hat sich bei Patienten aller Altersgruppen bewährt, insbesondere bei solchen, die eine intensive Stimulation benötigen (z. B. hochgradig von einer zentralen Koordinationsstörung bedrohte Säuglinge oder Patienten nach Rückenmarkläsionen oder mit anderen schwerwiegenden Problemen), aber auch bei Patienten, wo es problematisch ist, die Durchführung der Stimulation durch einen Haustherapeuten zu gewährleisten. Der Anzug ermöglicht die Aktivierung von mind. zweiundzwanzig aktiven Punkten. Die mechanische Druckstimulation mittels der elastischen Bälle wird noch durch Stimulation mittels Mikrovibrationen ergänzt. Die Intensität dieser Vibrationsstimulation lässt sich bequem elektronisch regeln.
Video – Therapie im Stimulationsanzug
Elastische Stimulationsbälle
Zur Reflexstimulation verwendet man bei der VM2G elastische Bälle verschiedener Größe und Härte. Die Stimulation mit Bällen wird von den Patienten sehr gut vertragen und bietet den Therapeuten größeren Komfort. Mit ihrer Hilfe kann man viele Reflexzonen gleichzeitig aktivieren.
Kleine Gewichte für Säuglinge und Vorschulkinder
Bei der Therapie von Säuglingen und Kleinkindern hat sich der Einsatz von 125-g- und 250-g-Gewichten bewährt. Ihr Einsatz verstärkt die Reflexstimulation durch Verschiebung des Gliedmaßenschwerpunktes. Die Gewichte lassen sich einfach mit einem elastischen Band und einem Klettverschluss befestigen.
Große Gewichte für Schulkinder, Heranwachsende und erwachsene Patienten
Wir verwenden Gewichte von 0,5, 1, 1,5 und 2 kg. Ihr Einsatz verstärkt die Reflexstimulation durch Verschiebung des Gliedmaßenschwerpunktes. Sie lassen sich einfach mit einem elastischen Band und einem Klettverschluss befestigen.
Neigbare Kinderliege
Die neigbare Kinderliege findet bei der Behandlung von Säuglingen und Kindern im Vorschulalter Verwendung. Sie ermöglicht eine bequeme und stufenlose Verstärkung der Liegeflächenneigung. Die Liegefläche ist hoch adhäsiv und ermöglicht dem Kind sicheres Liegen ohne Gefahr des Abgleitens des Körpers an der schrägen Fläche.
Overball
Sehr weiche, aufblasbare Bälle haben sich bei der VM2G-Therapie zur Labilisierung der Stützpunkte von Rumpf und Gliedmaßen bewährt. Durch unterschiedlich starkes Aufblasen verändert sich ihre Härte und somit auch die Art und Weise, wie die Punkte der Labilität ausgesetzt werden.
Spezielle Stimulationsbälle zur Therapie von Neugeborenen und Säuglingen
Zur Therapie sehr kleiner Kinder nutzt man Stimulationsbälle aus Schaumgummi. Sie verfügen über hohe Adhäsion und Weichheit. Diese Bälle werden zur Stimulierung orofazialer Zonen auch bei größeren Patienten eingesetzt, die eine niedrigere Empfindungsschwelle haben.
Kasuistik – Illustration von Problemen mit der feinen und groben Motorik und mit höheren Nervenfunktionen
Der neunjährige Patient wurde wegen Störungen der feinen Motorik zu uns geschickt. Die Mutter beschrieb ihren Sohn als außerordentlich ungeschickt. Er schrieb und zeichnete schlecht, hatte große Probleme mit dem Modellieren oder beim Spielen mit Baukästen. Sie bemerkte die Schwierigkeiten bereits im Vorschulalter, wo er allgemein schlecht gedieh, besonders beschrieb sie die allgemeine Ungeschicklichkeit und Probleme mit dem Schnüren der Schuhe. In der Schule wurden die Schwierigkeiten noch deutlicher, der Junge war ungeschickt in Leibesübungen und blieb ständig irgendwo hängen – z. B. sah es so aus, als ob er nicht imstande wäre, die Türrahmenbreite abzuschätzen. Im Schlaf hatte er den Mund etwas offen und schnarchte. Sein Mund war auch im Wachzustand und wenn er sich auf etwas konzentrierte, leicht geöffnet. Weder in der Kindheit noch später war er in Rehabilitationsbetreuung, er besuchte eine pädagogisch-psychologische Beratungsstelle wegen spezifischer Störungen, vor allem wegen Dysgraphie und Dyslexie. Seine Schulergebnisse waren eher durchschnittlich, obwohl er in Intelligenztests leicht überdurchschnittlich abschnitt.
Problembeschreibung
(klinischer Befund)
Die Anamnese des Patienten ergab bereits ein Problem aufgrund einer protrahierten Geburt und einer nicht ganz optimalen nachfolgenden Adaptation. Die Entwicklung im ersten Jahr verspätete sich, selbstständig zu laufen begann er erst um seinen zweiten Geburtstag. Auch hatte der Patient eine deutliche Dyspraxie beim An- und Ausziehen. Er hatte Probleme mit der Lateralisierung im Stehen und in der Rückenlage. Der Stand auf einem Bein war für ihn äußerst kompliziert und instabil. Im Stehen ist eine deutliche Störung der Körperhaltungsautomatik evident – der allgemeine Becken-, Brustkorb- und Schultergeflechtsversatz, der vorgeschobene Kopf, der nach hinten verschobene Unterkiefer, der leicht geöffnete Mund. Die Bauchwand war im Stehen entspannt. In Ruhelage auf dem Rücken war die Lendenwirbelsäule in einer Hyperlordose durchgebogen und berührte die Unterlage nicht, beide Fußspitzen drehten sich nach innen, wobei dies am rechten Bein stärker sichtbar war. In dieser Lage war auch eine leichte ulnare Deviation am rechten Arm evident. Der Junge war weder im Stehen noch im Liegen imstande, in den Bauch zu atmen. Beim Gehen drehte er die Fußspitzen nach innen, wiederum stärker auf der rechten Seite. Es wurde ihm bisher keine physiotherapeutische Betreuung empfohlen.
Qualifizierte Erklärung des Problems
Ätiologisch kann man eine Störung der Körperhaltungsautomatik, eine Störung der groben und feinen Motorik und eine Störung der Grundbewegungsstereotypen bereits in der Zeit der Entwicklung von Programmen diagnostizieren, die diese Grundbeweglichkeit steuern. Die kinesiologische Entwicklung des ersten Jahres war protrahiert und hat schrittweise eine ganze Reihe von Ersatzbewegungsmechanismen ausgelöst. Diese Mängel sind sowohl an der Körperhaltungsautomatik, an den Grundbewegungsstereotypen, beim Laufen, beim Greifen und Atmen als auch an der groben und feinen Motorik sichtbar. An den beiden unteren Gliedmaßen war die Drehstellung nach innen evident, am deutlichsten an den Fußsohlen. Die gestörte Haltung der unteren Gliedmaßen und der gestörte Laufstereotyp hatten das Drehen der Fußspitzen nach innen beim Gehen zur Folge, und der Patient stolperte sowohl beim Laufen als auch beim Gehen über sie. Das Becken stand evident in der Anteflexion. Folge war eine gestörte Koordinierung der höheren Nerventätigkeit, die sich vor allem durch Dyspraxie, aber auch durch Störung der feinen Motorik bemerkbar machte, konkret durch eine gestörte Graphomotorik, zu der am meisten die ulnare Armdeviation beiträgt. Die gestörte Koordinierung der groben Motorik ist beim Bestreben um eine äquilibristische Leistung wie dem Stehen auf einem Bein oder auf den Zehenspitzen sichtbar. Die Störung der Kopfhaltung in vorgeschobener Lage war mit einer Retrogenie des Unterkiefers verbunden, die eine fehlerhafte Zahnokklusion sowie eine Störung der Bewegungsstereotypen des gesamten orofazialen Bereiches zur Folge hatte. Bezüglich der Einschaltung kinematischer Muskelketten war evident, dass ihre Steuerung in allen Raumebenen gestört war. Die o. a. Gründe verursachen den Versatz einer ganzen Reihe von Gelenken – der Trag-, der Wirbelsäulen-, der Kiefer- sowie der Beingelenke. Beim Patienten bestand ein sehr hohes Risiko, dass es ohne adäquate Behandlung zur Vertiefung und Fixierung der o. a. Störungen des Bewegungsapparates einschl. der möglichen Entstehung einer Wirbelsäulenskoliose und einer Brustkorbdeformatioin kommt. Die Störung der Körperhaltung und der Bewegungsstereotypen im orofazialen Bereich führt zu einer Störung der Zahnentwicklung, d. h. zu ihrer Schieflage und Unregelmäßigkeit. Wegen der komplizierteren Mundhygiene leiden dann die Zähne öfter an Karies und es entstehen Gaumenentzündungen. Bissmängel verursachen Probleme beim Kauen und beeinträchtigen auch die Aussprache.
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Störung der Körperhaltungsautomatik, Zustand im Jahr 2011
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Störung der Körperhaltungsautomatik, Zustand im Jahr 2011
Illustration der Lösung
Der Patient mit seiner Mutter besucht unsere Ordination bereits viereinhalb Jahre einmal pro Monat. Sehr langsam erhöhen wir die Belastung.
Lange gelang keine stabile Lagensteuerung, jetzt kann man aber schon sowohl auf der schiefen Liege als auch auf Balancierungsunterlagen und mit langsam wachsender Belastung üben. Es kam zur schrittweisen Besserung der gesamten Körperhaltung, der Kopfvorschub verkleinerte sich, und auch die Unterkieferstellung näherte sich fast vollständig der Norm. Der Patient lernte neue Fertigkeiten, die gutes Gleichgewicht erfordern – Radfahren, Skifahren, Schlittschuh- und Rollschuhlaufen.
Seine Dyspraxie klang deutlich ab, vor allem bei täglichen Tätigkeiten, und auch die Fähigkeit, genaue und angemessene Bewegungen zu machen, normalisierte sich. Es verbesserte sich auch seine Schreibfähigkeit, und das Schreiben bereitete ihm keine Probleme mehr. Schnell begann er, normal zu lesen – und zwar auch laut. Er hörte auf, im Schlaf und bei Konzentration im wachen Zustand den Mund zu öffnen. Sein Gang wurde regelmäßig, koordiniert und er begann seine Fußspitzen der Norm entsprechend leicht nach außen zu drehen. Die ulnare Deviation der rechten Hand verschwand und sein Greifvermögen normalisierte sich. Deutlich hat sich die Becken-, Brustkorb- und Schultergeflechtsstellung verbessert. Es normalisierten sich der Atmungsstereotyp und damit auch die gesamte physische Kondition des Patienten. Da die ganz ideale Haltungs- und Motoriknorm noch nicht erreicht ist, ist der Patient immer noch in unserer Betreuung. VM2G zeigte sich als eine hocheffektive Lösung nicht nur für Probleme mit der Motorik sondern auch für oben beschriebene Probleme, die mit der Motorik eng zusammenhängen und das Leben des Patienten deutlich beeinflussen. Die von der Krankenversicherung getragenen Kosten bezogen sich auf die nur einmal pro Monat applizierte Rehabilitation.
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Störung der Körperhaltungsautomatik, Zustand im Jahr 2014
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Störung der Körperhaltungsautomatik, Zustand im Jahr 2014
Erklärung der Lösung
Eine Korrektur des komplexen Defekts beim recht komplizierten Zustand des Patienten ist möglich, sofern man ins Steuerungssystem der grundlegenden Körperhaltungsautomatik und der Grundstereotypen eingreift. Gleichzeitig zielt die Therapie auch auf eine Verbesserung der Koordinierungssteuerung der Feinmotorik der Hand und der orofazialen Beweglichkeit ab. Auch hier kann man sehr vorteilhaft die Entwicklungsphasen und somit das Potenzial nutzen, das im Wachstum des Bewegungsapparates steckt.
Mit der Normalisierung der Wirbelsäulenhaltung hat sich allmählich auch die Stellung der Schultergeflechte in frontaler und sagittaler Achse normalisiert. Auch die Brustkorbkonfiguration, die Kopf- und Unterkieferhaltung sind in die Norm zurückgekehrt. Auch der Atmungsstereotyp hat sich normalisiert. Es gelingt, den Zustand des Patienten trotz seiner anfänglichen Kompliziertheit wieder auf ein normales Niveau zu bringen, und zwar sowohl hinsichtlich der motorischen und höheren Nervenfunktionen als auch der Morphologie des Bewegungsapparates. Der Verlauf der eigentlichen Therapie und die Kooperation der Familie lassen eine sehr gute Prognose der zukünftigen Entwicklung des Patienten zu.
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Störung der Körperhaltungsautomatik, Zustand im Jahr 2016
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Störung der Körperhaltungsautomatik, Zustand im Jahr 2016
Aufgabe und Lösung der Probleme bei Fein- und Grobmotorik und bei höheren Nerventätigkeiten (HNT)
Hinsichtlich der HNT muss man die Entwicklungszeit der motorischen Grundprogramme berücksichtigen. Die gestörte Steuerung der für die Beherrschung des Bewegungsapparates zuständigen Programme beeinflusst oft auch Programme, die die HNT steuern. Am markantesten ist diese Verbindung bei Kindern sichtbar, bei denen die Störung der motorischen Programme flagrant ist, also bei Kindern mit diagnostizierter Kinderlähmung. Bei diesen Patienten sind die Symptome einer Störung der HNT sehr gut beschrieben, und der Lösungsansatz, einschließlich des edukativen Aspekts, muss diese Störungen berücksichtigen. Bei Kindern mit motorischer Ungeschicklichkeit oder mit, durch spezifische Lernstörungen gekennzeichneter, Dyspraxie hat man solche intensive Betreuung bisher nicht praktiziert. Ein Defekt, der ursprünglich die motorische Entwicklung im ersten Lebensjahr betraf, hat sich allmählich auch in weiteren Gehirnteilen „etabliert“ und beeinträchtigt eine Reihe von Funktionen und normalen Alltagsaktivitäten. Gleichzeitig hat sie die komplexe Entwicklung der Persönlichkeit des Patienten eingeschränkt, seine Edukation erschwert, seine Sprachfähigkeiten, die Entfaltung von Sportaktivitäten, Fertigkeiten und die Möglichkeiten, zu singen oder ein Musikinstrument zu erlernen, beeinträchtigt. Die ursprüngliche zentrale Koordinationsstörung führte zur Steuerungsbeeinträchtigung des Gleichgewichts und des Zusammenspiels direkter und schräger Muskelketten. Zu weiteren Folgen dieser Störung gehören die Beeinträchtigung des Knochenwachstums und die folgende Entfaltung von Abweichungen der Knochen- und Gelenkachsen praktisch am gesamten Skelett. Die entstandene Steuerungsstörung von Muskelketten verursachte einen Defekt in der Zwerchfellsteuerung und -funktion. Es kam zur Störung der Atmungsstereotypkoordination mit Beeinträchtigung der Steuerung des Brustkorbmuskeltonus. Dies verursachte in der Folge ein allmähliches Einsinken des Brustbeines und Störungen in der Brustkorbkonfiguration. Weitere Folgen der Störung umfassten eine gestörte, vorgeschobene Kopfhaltung. Eine so gestörte Kopfhaltung fand ihren Ausdruck auch in der entstandenen Retrogenie des Unterkiefers und der damit zusammenhängenden Störung der orofazialen Koordinierung.
Der therapeutische Eingriff der VM2G äußert sich in der Normalisierung sowohl der für die Motoriksteuerung zuständigen als auch der die HNT kontrollierenden Programme.
Man kann beobachten, dass das weitere Wachstum des Bewegungsapparates bereits unter dem formativen Einfluss der normalisierten Programme verläuft. Das Ziel ist eine vollständige Normalisierung des Bewegungsapparates als Ganzes, der Körperhaltungsautomatik, einschl. der grundlegenden Bewegungsstereotypen, sowie die Normalisierung und Entfaltung des HNT-Potenzials.
Die Geschichte meiner Tochter – Kasuistik morphologischer Veränderungen des Hüftgelenks durch den Einfluss der VM2G-Therapie
When a phenomenon is heretofore inexplicable, if it really exists, then there’s no reason to deny it. If the phenomenon exists, what’s the point in denying it? They must be studied, not denied.
Wenn ein Phänomen bisher unerklärlich ist, jedoch tatsächlich existiert, gibt es keinen Grund, es zu bestreiten. Wenn das Phänomen existiert, welchen Sinn hat es, es zu bestreiten? Es muss studiert, nicht abgelehnt werden.
The absence of evidence is not evidence of absence.
Das Fehlen von Beweisen ist kein Beweis der Nicht-Existenz.
Carl Sagan, Astronome
Bei meiner jüngsten Tochter Kateřina kam es, als sie vier Jahre alt war, zu einer schwerwiegenden Entwicklungsstörung des rechten Hüftgelenks. Sie machte sich durch plötzlichen Schmerz bei ihren ersten Skifahrversuchen bemerkbar. Meine Tochter hörte auf, zu laufen, und ihr rechtes Bein war sichtbar kürzer als das linke. Das Röntgenbild bestätigte, dass es sich um die Perthes-Krankheit (Morbus Perthes) handelt, eine der schwersten und häufigsten avaskulären (blutgefäßlosen) Knochennekrosen.
Die im Knochen entstehende Nekrose wird durch eine Störung der Durchblutung des Oberschenkelkopfes verursacht. Das Knochenzentrum, das den Knochen ossifizieren sollte, stirbt ab (nekrotisiert) und wird allmählich zu einem lebenden Knochen umgebaut. Wie man sich jedoch vorstellen kann, ist ein solcher Knochen geringwertiger als ein normal gebauter Knochen, was zu vorzeitigen Deformitäten im Gelenk, zu Arthrose und häufigeren Brüchen führt. Diese Krankheit kommt vor allem bei Knaben im Alter von 3 bis 8 Jahren vor und ist ungefähr in 10 % der Fälle beidseitig. Die Ursachen der mangelnden Knochendurchblutung sind bisher nicht bekannt. Laufende Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass ein Blutgerinnungsproblem dahinterstecken könnte.
Die Diagnostik beruht auf einem Röntgenbild bzw. auf dem Ergebnis der magnetischen Resonanz, laut denen eine Erweiterung des Knochenspalts und Unregelmäßigkeiten in der Gelenkstruktur erkennbar sind.
Die Behandlung umfasst sowohl den konservativen Ansatz einer Entlastung der Extremität durch Beseitigung der sich zusammenziehenden Muskeln als auch eine chirurgische Therapie. Nach dem chirurgischen Eingriff ist nach 3 Monaten das Laufen mit Ausnahme von Sportaktivitäten wieder erlaubt.
Die konservative Behandlung umfasst auch eine Therapie durch Traktion zur Beseitigung der Kontraktur mithilfe einer Atlanta-Schiene.
Im Alter von fünf Jahren machte sich dasselbe Problem auch im linken Hüftgelenk bemerkbar. Ungefähr ein Jahr versuchte man, dies durch Entlastung mittels Atlanta-Schiene zu behandeln, die Ergebnisse waren jedoch nicht besonders gut, sodass man sich für eine operative Lösung entschied. Die Operation des rechten, und nach einem Jahr des linken Hüftgelenks wurde in der orthopädischen Abteilung des Krankenhauses Motol durchgeführt. Ziel dieser Operationen war es, das Dach der Hüftgelenkpfanne zu vergrößern und somit die Stützfläche für den Oberschenkelkopf zu verbessern. Nach den Operationen folgten mehrere Monate in Gipsverbänden, die von der Taille bis zu den Zehenspitzen reichten. Nach Abnahme der Gipsfixationen haben wir sehr vorsichtig begonnen, nach der klassischen Vojta-Methodik zu üben, und Kateřinas Kondition verbesserte sich recht schnell wieder.
Als sie zwölf Jahre alt war, traten plötzlich wieder Schmerzen im linken Hüftgelenk auf.
Röntgenaufnahmen zeigten, dass sich der Kopf der linken Hüfte überhaupt nicht gut entwickelt.
Kateřina hinkte beim Laufen, und wenn sie eine Weile gehen musste, tat ihr sowohl das Bein als auch der Rücken weh. Im Krankenhaus Motol sagte man uns nach Prüfung der Aufnahmen von der Magnetresonanz-Untersuchung, dass dies leider die weniger glückliche Variante von Morbut Perthes sei, sodass wir uns damit abfinden müssten, dass Kateřina hinken würde, keinen Sport würde treiben können und dass man, wenn ihr Wachstum im Alter von achtzehn Jahren enden würde, wahrscheinlich eine totale Endoprothese implantieren müsse. Gleiche Informationen habe ich auch in der zugänglichen Fachliteratur gefunden. Man kann sich leicht vorstellen, was eine solche Störung des tragenden „Gelenklagers“ mit der Bewegung des Körpers insgesamt macht. Kateřina hatte außerdem noch das Pech, dass bei ihr neben der ovalen Deformation des Hüftgelenkkopfes auch auf der linken Seite der Hüftknochenhals (zylindrischer Teil unter dem Kopf) erheblich kürzer war, wodurch auch ihr linkes Bein um 5 cm kürzer war. Diese Veränderungen in der Konfiguration und Morphologie des gesamten Hüftgelenks verursachen auch einen deutlich eingeschränkten Bewegungsumfang der Hüfte in allen Richtungen. Die Aussicht darauf, dass meine Tochter ihre Jugend als Behinderte verbringen würde, ohne Möglichkeit, Sport zu treiben, zu tanzen (vorher tanzte sie recht gut Ballett) oder zu laufen und dass sie wegen der Schmerzen auch beim normalen Gehen eingeschränkt sein würde, erschütterte mich zutiefst.
Aus meiner Praxis hatte ich die Erfahrungen, dass die Vojta-Methodik Etliches korrigieren kann – einen krummen Rücken, eine Trichterbrust – aber dass man ein derart geschädigtes Gelenk irgendwie reparieren könnte, davon fand ich nirgendwo auch nur die geringste Spur. Jedoch hatte ich auch weiterhin das Gefühl, dass die physiologische Regel „Die Funktion schafft das Organ“ noch immer gelten muss, sonst wäre es ja keine Regel! Und wenn ich es schaffte, die „richtige Funktion“ hervorzurufen, sollte ich dadurch auch die geschädigte Hüfte zur Reparatur zwingen und vielleicht sogar das verkürzte Bein unserer Kateřina beeinflussen können. Ich versuchte, dieses Thema mit einigen Kollegen zu konsultieren, erfuhr jedoch nichts Neues.
Und so begannen wir, mit Kateřina nach der Vojta-Methodik zu üben. Schrittweise sah ich, dass dies wahrscheinlich der richtige Weg ist, dass jedoch die bisherige Art und Weise der Auslösung des Stimulationsreflexes, mit dem gerade diese „richtige Funktion“ ausgelöst wird, zu schwach ist.
Nach einem halben Jahr zeigte es sich bei einer Kontrolle im Krankenhaus Motol, dass die ursprünglich erhebliche Einschränkung des Bewegungsumfangs in der linken Hüfte zurückging, dass sich auch der Laufstereotyp verbesserte und die Schmerzen bei der Bewegung schwächer wurden. Dies bestärkte mich nur in der Überzeugung, dass ich richtig liege, aber die Stimulation verstärkt werden muss. Dies erreichte ich schrittweise durch Zugabe von Schaumstoffbällen auf weitere Reflexzonen, durch Neigung des Körpers auf einer schiefen Bettfläche in Längs- und Querachse, durch Labilisierung des Körperschwerpunktes und der Schwerpunkte aller Gliedmaßen und schließlich durch Gewichte an den Gliedmaßen. Ich verlängerte die Stimulationszeit und konnte dank der Bälle mit einem vielfach stärkeren Druck auf die Reflexzonen einwirken, als dies früher bei Stimulation nur mit den Fingern möglich war.
Wir übten Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Ungefähr nach zwei Jahren normalisierte sich der Laufstereotyp allmählich, die Schmerzen ließen nach, der Längenunterschied der Beine schrumpfte auf 2,5 cm. Im Folgejahr begann Kateřina mit Leichtathletik und startete ein Jahr später bei den Olympischen Jugend-Sommerspielen in Bahrain. Dann machte ihr Athletik keinen Spaß mehr und sie begann mit dem Sporttanz. Nebenbei spielt sie auch noch Klavier und singt.
Im Jahre 2016 bestätigten kontrollehalber durchgeführte Röntgen- bzw. Magnetresonanz-Untersuchungen, dass der linke Hüftgelenkkopf sich in Kugelform remodelliert hatte und nur etwas größer als auf der rechten Seite war. Der Gesamtunterschied der Beinlänge stabilisierte sich bei 0,5 cm. Jetzt ist Kateřina 21 Jahre alt und hat meiner Meinung nach eine recht schöne Kindheit und Jugend gehabt. Wir üben nur mehr sporadisch, um in Kondition zu bleiben und die Form fürs Tanzen „feinabzustimmen „. Eine außerordentliche Belastungs- und „Qualitätsprüfung“ nicht nur für das Hüftgelenk war die achtmonatige Vorbereitung auf den Marathon natürlich der Lauf selbst. Kateřina bewältigte ihn ohne größere Probleme. Das Hüftgelenk hat bei dieser Prüfung seine Funktionstüchtigkeit zu 100 % bewiesen.
Schrittweise wurde mir bewusst, was für ein phantastisches Instrument zur Reparatur unseres Bewegungsapparates in uns steckt. Nur ist die Durchführung dieser Therapie an die physische Sklavenarbeit eines Therapeuten gebunden, der stark motiviert sein muss, um eine solche Belastung überhaupt aushalten zu können. Da mein Vater Konstrukteur war und ich in meiner Jugend sah, wie oft er mit Verbesserungsvorschlägen kam, sagte ich mir, dass man auf ähnliche Weise verfahren sollte.
Die Art und Weise der Durchführung der Vojta-Methodik, wie ich sie seit Jahren praktiziere, ist im Prinzip identisch mit der Therapie, die Dr. V. Vojta für Säuglinge eingeführt hatte. Auch erwachsene Patienten oder ältere Kinder üben im Rahmen der Therapie vor allem zu Hause mit einer geschulten Person (einem Elternteil oder dem Partner des Patienten). Der Patient und sein „Haustherapeut“ kommen zu regelmäßigen Kontrollen, bei denen wir gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprechen und „einstellen“. Dadurch ist der eigentliche Effekt der Therapie bei Erwachsenen und älteren Kindern um ein Vielfaches größer.
Einfluss der Funktion auf den morphologischen Umbau des Gewebes
Im Buch „Rehabilitace v klinické praxi (Rehabilitation in klinischer Praxis)“ schreibt P. Kolář auf S. 411 und 412:
„Diesen Prozess kann man am Beispiel der Funktionsadaptation (Umbau) des Knochens in pathologischen Situationen erklären. Obwohl viele, vor allem ältere Nomenklaturen den Knochen als inaktiven Bestandteil des Bewegungsapparates bezeichnen, gehört er im Gegenteil zu den aktivsten Geweben im menschlichen Körper. Er beteiligt sich nicht nur an der Statik und der Bewegung, sondern vor allem am Prozess des permanenten Umbaus des eigenen Gewebes und parallel dazu auch an der Bildung weiterer Strukturen. Der Knochen ist ein sehr aktives Organ, und diese Aktivität kann man sowohl metabolisch als auch morphologisch verfolgen. Die Anordnung der Spongiosebalken entspricht Trajektorien, d. h. Linien, die die Stellen der größten Druck- und Zugspannung verbinden. Diese Erkenntnis ist die Grundlage des Knochentransformationsprinzips, das als Erster Julius Wolf definiert hat. Sein Prinzip ist ein Bestandteil des Gesetzes der Funktionsadaptation, das für sämtliche Organe gilt. Die Knochendeformationen nach Wolfs Gesetz entstehen als funktionsmäßige Anpassung an die veränderte Form und Funktion. Die Knochenform ist somit sekundär, und es entscheidet darüber vor allem die Funktion mit. Infolge einer überwiegenden Knochenbelastung kommt es zu Veränderungen der Innenarchitektur und sekundär zu Veränderungen der Außenform des Knochens. Hier ist jedoch die angemessene – physiologische – Belastung von der unangemessenen – pathologischen – Belastung zu unterscheiden. Die Knochenbelastung hängt von den einwirkenden Außenkräften ab, von denen die wichtigste die Schwerkraft ist, man darf jedoch die inneren, von den Muskeln ausgeübten Kräfte nicht übersehen. Wir gehen davon aus, dass der Einfluss der inneren Kräfte wichtiger, aber nur schwer messbar ist. Der Muskelzug formt die Achsen der Knochen und gibt ihnen somit ihre Form und vor allem ihre Stellung in den Gelenken. Dieser Prozess ist besonders in der Zeit des Wachstums wichtig, während der die Muskelkräfte einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung und Formung des gesamten Skelettes haben, denn in diesem Zeitraum wirken sie auf die Wachstumszonen. Aus diesen Gründen ist für die Entwicklung des Skelettes das Muskelgleichgewicht außerordentlich wichtig, das durch eine zentrale Störung (ZKS, Kinderlähmung, schwache Lähmung u. ä.) oder eine mechanische Überlastung gestört sein kann. Sehr charakteristisch ist dieser formende Einfluss des Muskelungleichgewichtes bei Kindern mit Kinderlähmung, bei denen es infolge der Spastizität zwangsläufig zu Veränderungen in der Entwicklung der Hüft- und Kniegelenke, der Wirbelsäule und anderer Skelettbestandteile kommt. Bei den Hüftgelenken ist dies eine Folge der Insuffizienz der Außenrotatoren und Abduktoren (vor allem ihres Rückenteils) und des Übergewichtes der Adduktoren, was zur Entstehung einer Anteversion, zur Ausrichtung und zur Valgosität des proximalen Femurs führt. Mechanische Überlastung bei Kindern und Heranwachsenden spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Osteochondrosen und epiphysaren Wachstumsstörungen. Bei Erwachsenen führt die Überlastung zur Verstärkung des Knochenumbaus, die man auf der Röntgenaufnahme sehen kann. Der Knochen ist dort verdichtet, man spricht von einer sog. Looser-Umbauzone. Wenn die Überlastung andauert, treten Ermüdungsfrakturen auf. Die Funktion hat somit einen grundsätzlichen Einfluss auf das Gleichgewicht zwischen den Knochenneubau- und Resorptionsprozessen. Es geht um einen permanenten, lebenslangen Umbau. Der Neubau- und Resorptionsprozess verläuft gleichzeitig und ist durch physiologische Bedingungen der Stimulation limitiert. Damit er im Gleichgewicht ist, müssen der dynamische und der statische Bestandteil in einem entsprechenden Verhältnis zueinander stehen. In der Praxis bedeutet dies, dass sämtliche Aktivität zweiseitig sein muss – dynamisch und statisch. In der geläufigen Praxis kann man dies an der Muskelaktivität als isometrische und isotonische Bewegung der Muskeleinheit demonstrieren. Am Knochen macht es sich jedoch nicht so direkt bemerkbar. Dynamische Stimulation ist durch Lageveränderungen des Körpers und seiner einzelnen Bestandteile charakterisiert, statische Simulation durch ihre Erhaltung. Es gibt weder isolierte dynamische noch isolierte statische Belastung unter physiologischen Bedingungen. Ein Übergewicht der dynamischen Belastung entsteht dort, wo der Schwerkraftbestandteil geschwächt ist – also im schwerelosen Zustand und bei unbeweglichen Patienten, teilweise bei asthenischen Personen. Umgekehrt kommt es zum Übergewicht der statischen Belastung überall dort, wo Übergewicht oder sekundär erhöhtes Körpergewicht vorkommt (verschiedene Berufe, Sportaktivitäten, aber auch das geläufige Tragen von Taschen). Dieser Grundsatz projiziert sich selbstverständlich auch in die Therapie, bei der wir auf einer Seite den statistischen Bestandteil erhöhen – z. B. bei Asthenikern durch Jogging unter Ausübung erhöhten Drucks auf die tragende Extremität oder durch langzeitigen Druck auf die Unterlagen, durch Tragen einer Last oder ihr Halten in unbeweglicher Lage. Überwiegt dieser Bestandteil, muss man ihn verkleinern, und zwar neben therapeutischer Hilfe beim Abnehmen auch durch Bewegung in Räumen mit geminderter Schwerkraft.
Der eigentliche Prozess der Knochenremodellierung wird von der statischen Belastung gestartet, und zwar als Bestandteil einer zweiseitigen Aktivität (jede, also auch eine scheinbar klar dynamische Bewegung hat einen statischen Bestandteil). Es geht um die Aktivierung von Mezenchymzellen, nach der es schrittweise zu ihrer funktionsmäßigen Spezialisierung kommt. Parallel dazu werden auch Osteoklasten aktiviert (Zellen, die sich am Abbau nicht mehr funktionstüchtiger Knochenzellen beteiligen). Aktivierte Mesenchymzellen wandeln sich in der Folge in Prosteogenitorzellen und diese in Prosteoblasten um. Osteoklasten gehen teilweise ein und bleiben teilweise in der Ruhephase. Bei paralleler dynamischer Belastung verläuft der Prozess weiter so, dass durch Modulierung aus Präosteoblasten Osteoblasten entstehen. In diesem Transformationsprozess spielt eine Reihe von Hormonen (Parathormon, Kalzitonin) eine wichtige Rolle. Kalzitonin senkt die Anzahl der Osteoklasten und potenziert die Umwandlung der Osteoblasten. Osteoblasten produzieren neues Knochengewebe in einem der Menge des durch Osteoklasten aufgelösten alten Knochengewebes entsprechenden Umfang. So verläuft der bereits erwähnte Prozess der Neubildung und der parallelen Resorption. Hier äußert sich die Pathologie, z. B. infolge inadäquater Stimulierung, am stärksten. Eine hinsichtlich des Verhältnisses der statischen und dynamischen Bestandteile der gemischten Bewegung optimale physiologische und qualitative Belastung ist durch einen Körpergewichtsindex (BMI) im Bereich von 18 – 25, aber auch durch die Umgebung gegeben. Man muss jedoch gleichzeitig neben den bereits angeführten sekundären Einflüssen auch den Anteil der Knochenachse und der Bewegungsweise berücksichtigen. Der von der Belastung abhängige Remodellierungsprozess wird in der gängingen Praxis mehr oder weniger häufig unterschätzt oder sogar übersehen. Es dominiert die Beobachtung der mit Gewissheit beteiligten hormonalen und enzymatischen Faktoren. Dies ist insbesondere der Tatsache geschuldet, dass die meisten Probleme der Knochenstrukturen mit kritischen physiologischen Lebensetappen zusammenhängen – dem Wachstum, vor allem der Pubertät und später mit dem Klimakterium. Man darf jedoch weitere pathologische Veränderungen nicht vernachlässigen, bei denen gerade die Frage der Knochenremodellierung dominant sein kann.
Wenn man die sich aus dem Einfluss der Belastung auf die Knochenremodellierung ergebenden Gesetzmäßigkeiten in der Praxis appliziert, folgt daraus ganz sicher, dass eine Stimulation mit erhöhter Belastung adäquat ist, was sowohl für Prävention als auch Therapie gilt. Während in der Rehabilitation üblicherweise gezielt beide Belastungstypen eingesetzt werden, ist dem in der primären Prävention, also im normalen Leben nicht so. Obwohl man vor allem in der Aufklärung und Propagierung gezielt darauf hinweist, sind sie immer noch nicht geläufiger Bestandteil des Tagesregimes. Typisch ist die Entstehung von Jogging als Stimulationsform mit höherem Bestandteil statischer Belastung (der Aufsprung entspricht einer dreimal höheren Belastung des Standbeines als der Schritt), Schwimmen dagegen senkt den statischen Bestandteil und kann dem dynamischen Bestandteil zur Dominanz verhelfen. Gezielte oder spontane Senkung der Schwerkrafteinwirkung kann jedoch einen weiteren Bereich des Bewegungsapparates negativ beeinflussen: in den Gelenken kommt es zum Syndrom andauernder oder einmaliger Überlastung, wodurch das Risiko degenerativer Veränderungen, aber auch von Problemen des Blutkreislauf- und Respirationssystems steigt.“
Jan Kolář führt richtig an, dass es nicht einfach ist, „zwischen angemessener – physiologischer – und nicht angemessener – pathologischer Belastung zu unterscheiden.“ Aus Sicht der VM2G-Therapie erscheint die Art und Weise der physischen Aktivierung als ein spezifischer Belastungstyp des gesamten Muskelskelettsystems, der einen ganz besonderen Einfluss hat, den man seiner Wirkung nach als physiologisch formend bezeichnen könnte. Diese Art der physiologischen Formierung geschieht unter Mithilfe zentraler Steuerungsprogramme, die primär für die Skelettentwicklung im ersten Lebensjahr zuständig sind.
Eine sehr wichtige Anmerkung von Jan Kolář besagt, dass „sich Neubildungs- und Resorptionsprozess überschneiden und durch physiologische Bedingungen der Stimulation limitiert sind. Um im Gleichgewicht zu sein, bedarf es eines entsprechenden Verhältnisses des dynamischen und statischen Bestandteiles. In der Praxis bedeutet dies, dass sämtliche Aktivität zweiseitig – dynamisch und statisch sein muss.“
Aufgrund langjähriger klinischer Erfahrungen mit Kindern und erwachsenen Patienten mit sehr breitem Diagnosespektrum bin ich der Meinung, dass es durch bewusstes, aktives Turnen praktisch unmöglich ist, ein ideales Zusammenspiel der dynamisch-statischen Belastung zu erreichen, die einen langzeitigen und grundsätzlichen Einfluss auf die Bildung des Knochen-Muskel-Apparats haben könnten. Meiner Meinung spielen angeborene zentrale Programme zur Steuerung der Muskeltonusautomatik, der Gelenkzentrierungsautomatik und der Muskelkoordinierungsautomatik diesbezüglich eine grundlegende und absolut entscheidende Rolle. Diese genetisch gegebenen, willentlich nicht veränderbaren und im Prinzip willensunabhängigen Programme wirken physiologisch formend nicht nur auf den Knochen-Muskel-Apparat, sondern auch auf weitere Organsysteme. Dieser Einfluss ist unter physiologischen Bedingungen ganz klar bei der Entwicklung eines Säuglings im ersten Lebensjahr sichtbar, wo der ganze Körperumbau, beginnend nach der Geburt bis zum vollendeten ersten Lebensjahr, wenn das Kind bereits läuft, am markantesten ist. Diese Programme mit ihrem formenden Einfluss kann man im Rahmen der VM2G-Therapie therapeutisch in jedem Alter des Patienten und auch für ein außerordentlich breites und ständig wachsendes Spektrum von Diagnosen einsetzen.
Video – Marathon-Gruppe
Meinung meiner Tochter Kateřina zur Therapie
Ich kam mit normalen Hüftgelenken zur Welt, und bis zum Winter 1999 war ich ein gesundes Kind. Beim Skifahren zeigte sich dann an meinen Hüften ganz plötzlich eine Pathologie. Von einem Tag auf den anderen wurde eines meiner Beine kürzer, und beim Auftreten verspürte ich einen stechenden Schmerz in der Hüfte. Damit begann für mich und meine Eltern eine lange Schnur von Arztbesuchen, Röntgenaufnahmen und Untersuchungen mit der Enddiagnose – Morbus Perthes. Als erste, zeitweilige Lösung wählten die Ärzte die Atlanta-Schiene. Jeder kennt wahrscheinlich den berühmten Film Forrest Gump, wo der junge Held buchstäblich zusammengeschraubt ist. So ähnlich sah ich aus, nur habe ich meine „Eisenfalle“ ungefähr ein Jahr unter einem Prinzessinenkleid versteckt. Mein Bein wurde leider nicht besser, und so wählte man eine radikalere Lösung. Ich machte einen Langzeitausflug in die chirurgische Abteilung des Krankenhauses Motol. Nach Hause kehrte ich so verändert zurück, dass man mich fast nicht mehr erkannte – von der Taille abwärts im Gips, mit Ausnahme des Schienbeines des gesunden Beines. Ich sollte weitere zwei Monate unbeweglich im Gips liegen, aber als aktives Kind hüpfte ich natürlich des Öfteren auf dem gesunden Bein herum oder probiert zumindest zu laufen, natürlich nur, wenn meine Eltern außer Sichtweite waren. Bis heute wissen sie wahrscheinlich nicht, dass ich mit dem Gips auf einen Stuhl geklettert und meiner Schwester das Sicherheitsschloss in der oberen Ecke der Eingangstür aufgesperrt habe. Zum Glück hat sich keine meiner „illegalen“ Gipsaktivitäten im Endzustand meiner operierten Hüfte bemerkbar gemacht, und so konnten wir hoffen, dass wir es hinter uns haben. Leider nur bis zum Zeitpunkt, als man feststellte, dass der angeborene Defekt auch in der zweiten Hüfte auftrat. So erwarteten mich all die, im Krankenzimmer, im Operationssaal und im Gipsgefängnis verbrachten Tage aufs Neue. Nach zwei Jahren, um ein Schuljahr bzw. „normale“ Kindheit ärmer, konnte ich mich wieder auf die eigenen Beine stellen. Buchstäblich. Das Problem bestand jedoch darin, dass meine Muskeln während dieser Zeit athrophiert waren und mich nicht halten konnten. Meine Eltern begannen, mit mir nach der Vojta-Methodik zu üben, und mein Zustand besserte sich schnell. Leider nur bis zu meinem zwölften Lebensjahr. Wieder begann ich zu hinken, und nach ein paar Schritten tat meine linke Hüfte so sehr weh, dass ich mich setzen musste. Wieder waren wir im Krankenhaus Motol. Meinen Eltern sagte man, dass es Pech sein, aber dass ich bis zur Reifezeit hinken würde und dass man mir, wenn ich achtzehn bin, das linke Hüftgelenk auswechseln würde. Natürlich hätte man so leben können, und ich wäre sicher nicht das einzige Kind in dieser Situation gewesen. Aber ich hatte einen großen Vorteil gegenüber anderen. Meine Eltern. Die mit mir fast jeden Tag in Krankenhäusern verbrachten. Die sich zwei Jahre komplett aufopferten und es schafften, sich nicht nur um mich, sondern auch noch um meine drei älteren Schwestern zu kümmern – was nur der Anfang dessen war, was kommen sollte. Ich wusste, dass mein Vater mit Säuglingen übt, aber mit sieben Jahren, ganz zu schweigen mit zwölf Jahren, war ich kein Säugling mehr. Als er sich entschied, mit mir zu üben, protestierte ich entschieden. Genauso protestierte ich nach einem Jahr des Übens, nach drei Jahren, nach fünf Jahren – einfach fast jedes Mal. Es kam mir nicht nur ungerecht vor, dass die anderen nicht üben müssen, sondern es war mir auch unangenehm. Wenn der Physiotherapeut dein eigener Vater ist, kann man sich ihm gegenüber mehr erlauben – und umgekehrt. Sodass ich mich sofort laut äußerte, sobald etwas zog, schmerzte oder stach. Und so machte mir mein persönlicher Physiotherapeut und liebender Vater in einer Person die Therapie so angenehm wie möglich. Hier eine Unterlage, damit es nicht kalt war, dort einen Ball, damit es nicht zog. Hier einen Gummi und dort wieder ein Kissen. Und es funktionierte wirklich. Meine Genesung schritt schneller voran, als man erwartete, und nach einigen Monaten konnte nicht nur Mutter mit mir üben, die mich jahrelang tagtäglich dazu überreden musste, sondern die ganze Familie. Einer hielt meine Hand, einer ein Bein, ein weiterer musste sich so und so hinsetzen oder sich mit jemandem abwechseln, da ihnen meistens nach einer Minute die Kraft ausging, um mit mir zu ringen. Gut, dass wir so viele waren.
Wenn ich daran zurückdenke, sehe ich nichts Schlechtes an meiner Kindheit. Ich konnte zwar im Winter nicht Schlitten fahren und musste die erste Klasse wiederholen, kenne jedoch niemandem, dem sich die Eltern in der Kindheit so sehr widmeten wie mir. Dies ist für mich wichtiger, und gewiss erinnere ich mich eher daran, als dass ich zweimal ums Haus gelaufen wäre. Und wo wir schon beim Laufen sind, ein kleiner Ausflug in die Gegenwart. Nach acht Jahren intensiven Übens nach der Vojta-Methodik habe ich keine künstlichen Gelenke, hinke nicht und abgesehen von ungefähr dreißig Stichen an den Hüften kann keiner erkennen, dass meine Hüftgelenke mal in mehrere Teile gespalten waren. Um es kurz zusammenzufassen: Auch mit einer solchen Diagnose kann man jahrelang wettkampfmäßig tanzen. Man kann Leichtathletik machen und an den Olympischen Jugend-Spielen in Bahrain teilnehmen. Man kann acht Monate täglich trainieren und dann einen Marathon laufen. Man kann regelmäßig Crossfit trainieren und Fitness-Trainer werden. Man kann auch das schaffen, was sich die Ärzte nie vorstellen konnten. Es genügt, wenn man eine unendlich opferbereite und gütige Mutter und einen absolut phantastischen und intelligenten Vater hat, der anders denkt und Unmögliches schafft.
Danke, Vati.
Kasuistik Šárka – VM2G-Therapie bei einem heranwachsenden Mädchen mit angeborener Skelett-Entwicklungsstörung
Illustration der Probleme – Aussage des Vaters der Patientin
Unsere Tochter hatte seit dem 11. Lebensjahr eine etwas abgesunkene Schulter. Wir machten von Zeit zu Zeit den Kinderarzt auf dieses Problem aufmerksam. Der schickte uns immer irgendwo anders hin. Ab und an zeigte uns ein Spezialist einige Übungen, aber alles war irgendwie unsystematisch, ein paar Übungen und Schluss. Die Zeit lief, und eine Schulter blieb weiterhin gesenkt. Als meine Tochter 14 Jahre alt war, stellte der Orthopäde bei ihr eine schwache Wirbelsäulenskoliose fest. Es folgte eine Untersuchung in einem spezialisierten Zentrum in Pilsen sowie eine Behandlung mittels Korsett. Zwar musste sie das Korsett nur nachts tragen, aber auch so war es etwas, womit wir irgendwie nicht fertig werden konnten. Ein Bestandteil der Behandlung sollte auch standardmäßige Rehabilitation sein, aber da wir mit ihrem bisherigen Verlauf nicht zufrieden waren, suchten wir etwas anderes, bis wir aufgrund einer Empfehlung unserer Bekannten zu Mgr. Krucký kamen. Hier war es etwas ganz anderes – er bot uns langzeitige, systematische und von der Krankenkasse bezahlte Fürsorge an. Man begann, anfangs unauffällig, mit der Vojta-Methodik der 2. Generation. Erst Übungen mit Bällen unter der Bekleidung am Körper und mit Gewichten an den Gliedmaßen, dann kamen weitere Bälle, mehr und mehr Gewichte, Gummibänder und eine Hüftunterlage dazu. Und als wir dachten, voll ausgestattet zu sein, kam die Forderung nach einer kippbaren Rehabilitationsliege. Wir schummelten jedoch etwas und übten zu Hause auf einer alten Schranktür, die wir aufs Bett legten und entsprechend unterlegten. Die Übungen veränderten sich schrittweise, und allmählich vergrößerten sich die Gewichte an den Gliedmaßen meiner Tochter. Das eigentliche alltägliche häusliche Üben dauerte nicht so lange, max. 10 – 15 Minuten. Länger dauerte es, bis meine Tochter die ganzen Übungshilfsmittel „angezogen“ hatte. So ging es tagaus, tagein 4 Jahre lang. Ungefähr alle 4 Wochen eine „Qualitätskontrolle“ bezüglich der Durchführung der Übungen bei Mgr. Krucký mit eventueller Korrektion. Gerade diese langzeitige Fürsorge und sein aufrichtiges Interesse war einer der Gründe dafür, dass wir so lange durchhielten.
Die Wirbelsäule erhielt allmählich ihre Form zurück, was man auch an den Aufnahmen mit Bleilot vor der Wirbelsäule sehen kann, die Herr Mgr. Krucký von Zeit zu Zeit machte; auch das Problem mit der Schulter war schon fast behoben. Heute ist meine Tochter 18 Jahre alt, die Übungen sind beendet, sie steht endlich gerade und alles ist hinter uns.
Danke! Ladislav Weber
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Darstellung der deutlichen Haltungsstörung am rechten Schultergürtel vor Therapiebeginn
Problembeschreibung
(klinischer Befund)
Die Patientin Šárka kam mit vierzehn Jahren wegen einer Körperhaltungsstörung zu uns. Man diagnostizierte ihr anhand des Röntgenbilds eine Skoliose von 25° und eine Störung der rechten Schulterstellung. Ihre rechte Schulter war in Frontansicht um acht Zentimeter niedriger, und die Seitenstellung des gesamten Schultergeflechts war deutlich in ventraler Richtung verschoben, s. Aufnahme. Die damit zusammenhängende Haltungsstörung verursachte auch eine nach vorne geschobene Kopfstellung sowie eine Retrognathie des Unterkiefers. Der Orthopäde empfahl eine Behandlung mit Korsett, ergänzt um Kräftigungsübungen. Die Eltern entschieden sich jedoch für eine intensive Rehabilitation nach der Vojta-Methodik der 2. Generation. Die häusliche Therapie wurde im ersten Jahr von der Mutter der Patientin durchgeführt. Später übernahm der Vater der Patienten diese Aufgabe, da es physisch recht anstrengend war. Zu regelmäßigen Kontrollen einmal im Monat kamen sie gemeinsam. Das eigentliche Üben erfolgte täglich zu Hause und dauerte etwa 10 – 15 Minuten. Bei Šárka war die starke Asymetrie in der Schulterstellung auch beim Tragen von Kleidern sichtbar, die so angepasst werden mussten, dass sie ihr nicht von der Schulter glitten. Auch deswegen war sich die Patientin der unangenehmen Situation bewusst und nicht besonders entzückt von den Zukunftsaussichten, die, was die ärztliche Prognose hinsichtlich einer Normalisierung des Zustands des myoskelettalen Apparats eher pessimistisch waren.
Qualifizierte Erklärung des Problems
Der Habitus der vierzehnjährigen Patientin war nach beiden Eltern grazil und lag leicht über der durchschnittlichen Körpergröße der Population. Ein so gebauter Bewegungsapparat neigt viel stärker zur Entstehung und Entfaltung von Haltungsautomatikstörungen. Bei Šárka kam es bereits in der Kindheit nach einer schlecht geheilten Fraktur des Schlüsselbeins und dessen nachfolgender Verkürzung zur Störung der Entwicklung des Schultergeflechts. Dieser Fehler in der Behandlung der Schlüsselbeinfraktur führte zweifelsohne zur Entfaltung der gestörten Automatik des ganzen Körpers, der leichten Deformation des Brustkorbes, der Protraktionshaltung des Kopfes und der Kiefer-Retrognathie. Das Bestreben, diesen Zustand durch mechanische Fixation mittels Rumpforthese in Kombination mit Kräftigungs- und Dehnübungen zu verbessern, würde wahrscheinlich ohne Effekt bleiben. Solche Interventionen können nur schwer zur Erneuerung des physiologischen Wachstums der verkürzten Knochenmatrix des Schlüsselbeines beitragen und die sekundär gestörte Steuerung des Muskeltonus und der Muskelkoordination verändern, die für die skoliotische Deformation der Wirbelsäule und des Brustkorbes verantwortlich ist. Man kann begründeterweise annehmen, dass die noch etwa drei Jahre andauernde Entwicklung des myoskelettalen Systems der Patientin ohne adäquaten therapeutischen Eingriff in einem sehr ungünstigen Zustand geendet hätte. Dadurch wäre es zur Störung des statischen sowie des dynamischen Bestandteiles der Beweglichkeit gekommen.
Illustration der Lösung
Die Patientin und ihre Eltern haben sich für die intensive VM2G- Therapie entschieden. Als Haustherapeutin fungierte im ersten Jahr die Mutter. Für die weiteren zweieinhalb Jahre übernahm diese Rolle der Vater der Patientin. Alle waren sehr motiviert, und der Verlauf der Therapie wurde zum Musterbeispiel. Sie beschafften für zu Hause eine Faltliege, Unterlagen, Disks, Bälle, Gewichte, rutschsichere Unterlagen und Übungsgummibänder. Das eigentliche häusliche Üben war intensiv und mit 10 – 15 Minuten relativ kurz. Regelmäßige Kontrollen erfolgten einmal monatlich, und praktisch nach jeder Kontrolle konnte die Intensität erhöht werden. Z. B. erreichte die Belastung an jeder Extremität am Ende der Behandlung 2,5 kg, und die Liege war fast 15° zur Längs- und 7° zur Querachse geneigt. Eine solche Stimulationsintensität war nur dank der sehr guten physischen Kondition des Vaters der Patientin möglich. Die gesamte Behandlung dauerte 3,5 Jahre. Die ganze Zeit über haben wir die Veränderungen der Körperhaltung der Patientin aus der Rück- und Seitenansicht fotografisch dokumentiert. Die Möglichkeit, jedes halbe Jahr eine Verbesserung zu beobachten, war für alle Beteiligten sehr ermutigend. Genauso zeigten auch die Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule eine Verbesserung von der ursprünglich 25° betragenden skoliotischen Abweichung von der idealen Wirbelsäulenstellung auf zwölf Grad bzw. auf nur 5 Grad bei der letzten Messung. Die Behandlung endete parallel zum Abschluss der Mittelschule und dem Beginn des Hochschulstudiums der heute schon ehemaligen Patientin außerhalb ihres ursprünglichen Wohnortes. Also gerade noch rechtzeitig, da fortan eine intensive tägliche Haustherapie unmöglich gewesen wäre.
Erklärung der Lösung
Bei Patienten mit Entwicklungsstörungen des myoskelettalen Apparats ist es außerordentlich wichtig, dass die Therapie noch während ihrer Wachstumszeit begonnen wird. Die Korrektur des Steuerungsprogramms macht sich im Rahmen der Therapie so bemerkbar, dass das Körperwachstum bereits unter dem Einfluss des korrigierten Programms verläuft. Der resultierende Effekt wird somit petrifiziert, und in Zukunft drohen keine Schwierigkeiten mit dem Bewegungsapparat mehr. Bei der Patientin haben wir die Entwicklung sorgfältig sowohl in frontaler als auch in sagittaler Ebene verfolgt und auch fotografisch dokumentiert. Allmählich war erkennbar, wie sich die Stellung der rechten Schulter von der ursprünglich ventralen und depressiven Haltung in eine praktisch normale symmetrische und achsenmäßig ausgewogene Position verschob. Genauso hat sich die Kopfstellung von der ventralen Vorschiebung mit der Mandibula in Retrognathie hin zur physiologischen Automatik der Kopf- und Mandibulenhaltung normalisiert. Die Verfolgung mittels Röntgenaufnahmen zeigte nach anderthalb Jahren eine Verbesserung der Wirbelsäulenachse von den ursprünglichen 25° auf 12°. Nach weiteren zwei Jahren fand der Orthopäde bereits praktisch keine Abweichung der Wirbelsäule mehr. Eine derart komplexe Normalisierung der schwerwiegenden Körperhaltungsstörung gelang dank der ausgezeichneten Mitarbeit der Patientin und ihrer motivierten Eltern, die sehr gut begriffen hatten, welche Möglichkeiten ihnen die VM2G-Therapie bot und wie sehr diese Korrekturmöglichkeit durch die Zeit limitiert war, während der sich ihre Tochter noch im Wachstum befand. Die Behandlung wurde parallel mit dem Mittelschulabschluss der Patientin erfolgreich abgeschlossen, und es war gelungen, ihren Zustand trotz der anfänglich ungünstigen Prognose völlig zu normalisieren. Die Therapie zeigte sich als hoch effektiv, und auch die von der Krankenkasse übernommenen Kosten betrafen nur monatlichen Rehabilitationsberatungen und waren somit um ein Vielfaches geringer als die Kosten einer etwaigen Korsetttherapie.
Beseitigung der Entwicklungsstörungen des myoskelettalen Apparats aus Sicht der VM2G
Wiederholte Erfahrungen mit Patienten, die mit Entwicklungsproblemen des Bewegungsapparates kommen, zeigten uns, dass der primär auf eine Normalisierung der Muskelkoordinationssteuerung abzielende Ansatz die günstigste Lösung ist. Dies führte bei verschiedensten Typen von Entwicklungsstörungen zu Erfolgen, einschl. solcher, die von akuten und chronischen Schmerzen begleitet sind. Als vorteilhaft erwies sich VM2G-Therapie sowohl bei Patienten, deren Schwierigkeiten nur von Funktionsstörungen verursacht wurden, als auch bei Patienten, bei denen morphologische Veränderungen an der Wirbelsäule klar belegt waren. Ein außerordentlich günstiger Faktor ist der Wachstumszeitraum, der eine „Utilisierung“ der therapeutisch erreichten Veränderungen unterstützt. Werden diese Veränderungen in den wachsenden Bewegungsapparat eingebaut, ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Bewegungsapparat in der Zukunft noch Schwierigkeiten macht. Es ist auch sehr ermunternd, dass auch weitere Einschränkungen wie schmerzhafte Zustände des Skelettmuskelapparats, Übergewicht, asthenischer Habitus oder gesenkte körperliche Kondition kein Hindernis für die VM2G-Therapie darstellen, wie dies bei Konditionsübungen oder Kräftigungsübungen der Fall ist. Das Programm der Reflexlokomotion ist imstande, durch innere Kontrolle mit einer Reihe von Einschränkungen fertigzuwerden und einen optimalen Weg zur Wiedereinschaltung der Muskelkoordinierung zu finden.
Die eigentlichen therapeutischen Interventionen sind unter der Bedingung der Einhaltung regelmäßiger Stimulation durch den Haustherapeuten und regelmäßiger Kontrollen beim Physiotherapeuten erfolgreich. Im Adoleszenzzeitraum ist die therapeutische Anleitung des heranwachsenden, die pubertäre Entwicklung durchlaufenden Patienten und seiner Eltern zu Ausdauer und genügend Widerstandsfähigkeit bei der Haustherapie nicht gar so einfach. Technisch ermöglicht die VM2G eine feinfühlige Regulierung der Stimulationsbelastung sowie die Einstellung optimaler therapeutischer Ausgangsbedingungen. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist die Empfänglichkeit im Zeitraum des akzelerierten Wachstums heranwachsender Patienten. In diesem Zeitraum zeigt sich eine gewisse Disproportion zwischen dem sich plötzlich vergrößernden Körper einerseits und der noch nicht genügend angepassten „Leistungsfähigkeit“ des ZNS. Die volkstümliche Bezeichnung einer Motorik, bei der das Kind nur aus „Armen und Beinen“ besteht, beschreibt die unkoordinierten und ruckartigen Bewegungen von schnell herangewachsenen Kindern. Der zeitweiligen Unzulänglichkeit der motorischen Gehirnprogramme in diesem Zeitraum muss man im Rahmen der Therapie mit einer Minderung der Reflexbelastung begegnen. Die therapeutische Einschaltung der koordinierten Muskelketten in die aktive Tätigkeit hat einen formenden Einfluss auf den Skelettapparat und seinen Umbau. Weitere Nebenwirkungen der Stimulation sind Hemmung und Abklingen von Schmerzen und eine allmähliche Besserung der physischen Kondition einschl. Erhöhung der Lungenkapazität. Als sehr nützlich erwies sich die allmähliche Erhöhung der Stimulationsintensität durch Neigung der Liege, Labilisierung der Stützflächen und vor allem durch Erhöhung der Belastung aller Gliedmaßen mit Gewichten. Die Gliedmaßengewichte stimulieren Kraftmuskelketten, die für die Kräfteübertragung zwischen dem Beckengeflecht und dem Brustkorb zuständig sind. Dank der labilen Stützflächen ist das Steuerungssystem zur intensiven Zentrierung gezwungen, vor allem direkt in der Lendenwirbelsäule.
Gedanken des Vaters als „Haustherapeuten“ – Es ist nicht einfach, aber es funktioniert!
Herrn Mgr. Václav Krucký habe ich bei seiner Fachvorlesung für Hockeytrainer kennengelernt, auf der er seine Vorstellung der Funktion des menschlichen Körpers vorstellte. Seine Methode und Philosophie begeisterten mich derart, dass ich nach Absprache mit meiner Gattin auch unsere beiden Söhne (9 und 11 Jahre) zu ihm brachte. Beide hatten sichtbare Probleme. Der ältere Vašek hatte eine klare Kyphose und Lordose, Tomáš auch, plus einen einseitig eingestauchten Brustkorb, was in Verbindung mit seiner Körperhaltung und vor allem seiner „rachitischen“ Figur recht gruselig aussah.
Seinerzeit hatten wir schon Besuche bei einigen Orthopäden hinter uns, einschließlich des spezialisierten Zentrums im Fakultätskrankenhaus in Pilsen. Überall sagte man uns im Prinzip das Gleiche: „Das kommt häufig vor, und man kann damit nichts machen.“ Vašek erfuhr, dass er ein kürzeres Bein hat (auch wenn er gerade stand, war bei einem Bein das Knie leicht gebeugt), und dass man dieses Problem mit einer dicken Einlegesohle lösen würde. Mit dem sichtbar eingestauchten Brustkorb von Tomáš könne man angeblich überhaupt nichts machen, aber angeblich störe es nicht, denn es hätte keinen Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit der Lungen. Selbstverständlich waren wir mit einer solchen „Diagnose“ nicht zufrieden, und nach dem Treffen mit Václav Krucký schlug unsere Hoffnungslosigkeit in große Hoffnung um.
Mir gefiel von Anfang an, wie Václav Krucký mit uns sprach, wie geduldig er erklärte, was und warum wir etwas machen, wohin es führt und was wir gemeinsam erreichen möchten. Es gefiel mir, dass er die Methode ununterbrochen studiert und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten weiterentwickelt. Offen wies er uns auch auf die Tatsache hin, dass die Korrektur einzelner Mängel mit zunehmendem Alter des Kindes länger dauert. Wir wussten also, auf was wir uns einlassen, und – was wichtig war – wir glaubten daran, dass es den Jungs hilft. Was für ein Unterschied in der Einstellung und der Kommunikation im Vergleich zu den bisherigen Ärzten. Außerdem stellte er gleich bei der ersten Untersuchung fest, dass Vašek kein kürzeres Bein, sondern Skoliose hat, was auch die Röntgenaufnahme bestätigte.
Wir haben täglich mit beiden ca. 15 – 20 Minuten geübt und gingen ungefähr nach einem Jahr zur präventiven Untersuchung zu unserer Kinderärztin. Die hat sofort, obwohl sie mehrere hundert Kinder betreut, eine Veränderung bemerkt. Als meine Söhne zur Tür hereinkamen, machte sie große Augen und sagte: „Na Jungs, was ist denn mit euch los? Ihr seid ja völlig anders!“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf und schaute sich unsere Jungs mit echtem Gefallen von allen Seiten an. Sie können sich vorstellen, wie wir uns fühlten, als uns unsere sorgfältige Frau Doktor so etwas sagte, ohne zu ahnen, dass wir mit beiden Söhnen bei Mgr. Krucký in Behandlung waren.
Die Jungs „richteten“ sich allmählich auf. Die Veränderungen verliefen zwar langsam, das Üben machte uns mit der Zeit immer weniger Spaß, aber das greifbar nahe Ziel und die fortlaufenden Verbesserungen trieben uns vorwärts. Auch die Jungs selbst mussten wir mit der Zeit immer mehr motivieren und ihnen verschiedene Zugeständnisse machen, aber trotzdem übten wir recht regelmäßig. Und als sie dann endlich begannen, zu wachsen, waren die Veränderungen fast schlagartig sichtbar. Jetzt sind es buchstäblich stattliche junge Männer, Vašek fast fehlerlos, und bei Tomáš hat sich schön der Rücken mit den flügelartigen Schulterblättern gerichtet, und selbst seine eingestauchte Brustkorbhälfte beginnt sich zu heben.
Vašek stellte sich mit 16 Jahren, nachdem er bereits etwa ein Jahr nur ungern übte, quer und lehnt weiteres Üben nach fünf Jahren gänzlich ab. Nach Abstimmung mit unserem Therapeuten üben wir somit nur noch mit Tomáš weiter, der immer noch im Großen und Ganzen ohne Widerstand übte. Wegen chronischer Rückenschmerzen habe auch ich begonnen, zu üben, sodass ich am eigenen Leib zu spüren bekam, was es bedeutet. Ich muss zugeben, dass es beachtenswert ist, was meine Söhne in den 5 Jahren systematischen Übens geleistet haben. Ehrlich freue ich mich auf den Augenblick, wo uns Herr Krucký sagt: „So, fertig, ihr müsst nicht mehr weiterüben“. Und da diese Methode so funktioniert, dass es um irreversible Veränderungen geht, was bedeutet, dass der korrigierte Körper bzw. seine Software keine Defekte mehr hat und so eingestellt bleibt, werden wir bis zum Tode Ruhe haben.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass im Rahmen unseres Gesundheitswesens nicht nur diese nachweislich funktionierende Methode, sondern auch die Einstellung und Vorgehensweise von Mgr. Krucký absolut außergewöhnlich sind. Und da auch Jungs gut aussehen möchten, ist für sie dieses Üben keine dramatische Einschränkung. Es geht nicht von allein uns ist sicher nicht einfach, aber es ist auf jeden Fall die Mühe wert!
Zdeněk Kubálek